April 2005


finde ich diese Plakate, die seit einigen Tagen die Stadt verschandeln. Haben die Neutralen und Unabhängigen im „attraktivsten Land Europas“ (O-Ton) einmal einen Grafiker gefunden um ihre Politik „übere z’bringe“, sind sie nicht mehr zu bremsen. Oder etwa doch?

hat dongga heute passend für unsere Müll-Kategorie fotografiert. Vielen Dank auch.

Neulich musste 3rds Klasse, in der auch Kosovo-Albaner mit kriegsversehrten Verwandten sind, ein Charakter-Blatt machen: „Was mag ich an mir?“

Die meisten haben geschrieben, dass sie hilfsbereit oder sportlich oder fair seien. Aber B. nicht, er schrieb:

Mein erstes Bein.
Mein zweites Bein.
Meine Augen.
Meine Nase.
Meine Haare.

So denken Kinder ohne und mit Kriegserfahrung sehr verschieden. Wäre ein guter Slogan für die Weihnachtskampagne der Hilfswerke.

Die Hunde begrüssen sie überschwänglich, kratzen an ihrem neuen „Jäggli“. Sie wehrt ab, denn für die Besprechung mit den Herren von der Bank hat sie sich schön angezogen, trägt Tasche mit Schweizerkreuz. Als Fachfrau lockert sie oft politische TV-Männerrunden auf. Sie hat nicht viel Zeit, kommt nur „auf schnell“ vorbei, um ihr Ausstellungskonzept zu erläutern, ist eben ständig unterwegs, muss heute noch den Zug in ihre heimatliche „Metropole mit dem barocken Herzen“ erwischen. Hurtig will sie den Fahrplan ausdrucken und ihre Mails von diesen und jenen wichtigen Leuten – „andauernd“ bekommt sie solche Post. Sie gibt einige Kostproben …
Der neue Drucker bleibt stumm, blinkt mit seinem grünen Auge. Hilft denn niemand? Wie ä r g e r l i c h. Sie schreibt die Abfahrtszeit auf einen Zettel.

Herr K. greift in seine Jackentasche und sucht nach dem Pendel. Eigentlich hat ers immer dabei, nur heute nicht. Aber ein Schlüsselbund tue es auch. Er geht gemessenen Schrittes durch die Bibliothek, während die Schlüssel sich rechts herum leicht drehen. Herr K. ist zufrieden mit den Schwingungen, die er aufnimmt: an diesem Ort kann gut gearbeitet werden. Sollte ich mich einmal nicht wohl fühlen, empfiehlt er mir, auch zu pendeln, und sollte sich der Schlüsselbund links herum drehen … , obwohl die Frauen es eigentlich nicht nötig hätten, denn die wüssten immer, wann es ihnen nicht gut gehe. Den Rosenquarz solle ich aber zu meiner Rechten hinlegen und links auf dem Pult einen anderen Stein dazu benutzen, um die Buchseiten zu beschweren.
In Zukunft werde ich den Rosenquarz jede Woche unter fliessendem Wasser „entladen“ und – falls sie doch wieder einmal scheinen sollte – in der Sonne „aufladen“.
Nun warte ich gespannt auf den historischen Roman von Herrn K. Ich werde ihn lesen und mich durch die geplanten 700 Seiten nicht abschrecken lassen. Ein Mensch, der so freundlich mit Bibliothekarinnen umgeht, nimmt sicher auch die Romanfiguren ernst.

Morgens um 8.00 ist die Welt noch in Ordnung. 3rd liegt flach auf dem Rücken am Boden, hat sich einige Tropfen in die Augen mit Tick geben lassen und murmelt unablässig: „ich gehe nicht, ich gehe nicht, ich gehe nicht, ich gehe nicht, ich gehe nicht, ich gehe nicht, ich gehe nicht.“

Ich soll auf die Erziehungsberatung mit ihm.
Aber klar, was denn sonst?
Alles sein Problem.

Die anderen Eltern haben mich schon angerufen, seine Tests würden zu gut bewertet, das sei „der Sache nicht eben dienlich“. Klar, dass diese Beschuldigung jeglicher Grundlage entbehrt und lediglich dazu dient, die Schuld-Liste zu verlängern.

Bin gespannt, ob sie mir auf der EB auch von der „geretteten Zunge“ erzählen, wie mir die Klassenlehrerin neulich. Vom kleinen Canetti, der sich immer zu schnell gemeldet hat in der Schule und darum halt ausgestossen wurde. Aber er hat seinen Fehler auch erst bemerkt, als er schon erwachsen war.

Man kann Canetti sehr verschieden lesen. Und sehr billig im Moment, Jubelausgaben zum 100. Geburtstag.

Schnell haben die Bäcker von Marktl reagiert und neben der „Papstmütze“, dem „Vatikanbrot“, der „Benedikt-Torte“ die „Ratzinger-Schnitte“ mit Mazipan und brauner Schoggi-Glasur aus dem Ofen gezogen.
Die Geschäfte laufen bestens.
Das finde ich gut, denn Marktl ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Obwohl ich, unter uns gesagt, bei der „Ratzinger-Schnitte“ eine Himbeerglasur oder eine mit weisser Schokolade gewählt hätte.
Ganz anders ist da der einzige Bäcker in meiner Heimatgemeinde. Obwohl sein Laden direkt an einem Pilgerweg nach Santiago de Compostela liegt, nicht weit entfernt von der Ruine eines Kluniazenserklosters aus dem 9. Jahrhundert verkauft er seit Jahr und Tag die gleichen trockenen Brote, Butterzöpfe und Stückli (Kleingebäck). Keine Martins-, Marien-, Dinkel-, Kloster-, Kluniazenser-, Pilgerbrote, keine Fronleichnam-, Pfingst-, Aschermittwoch-, Passions-, Allerseelen-Wecken, -gipfel oder -taschen, keine Jakobsmuscheln aus brauner oder weisser Schokolde – nichts dergleichen.
Ganz hinten im Laden, den Haarspangen gegenüber, hängt die „Schwander-Wurst“, geräuchert zum Kaltessen, genannt nach einem über die Region hinaus bekannten Schwinger und Metzger des Dorfes. Das Preisschild trägt seit 50 Jahren das Bild des blonden kraftstrotzenden und oft siegreichen Sportlers. Wenn die Betagten im Dorf vergesslich geworden sind und nicht mehr wissen was vor einer Vieltelstunde war, das Spottgedicht auf die beliebte Wurst ist ihnen gebleiben:
Hast du Hunger,
hast du Durst,
friss von Schwanders Wasserwurst.

Immer habe ich so eine Liste, seit Jahren schon. Wie das möglich ist? Camping lebt wie Kindererziehung von der simplen Tatsache, dass nicht alle Versäumnisse gleichzeitig passieren.

  • Kaffeefilter No. 4
  • Bocciakugeln
  • Gaslampe (wo?)
  • Abwaschmittel
  • Verschlussklammern
  • Wetzstahl
  • Badehose Speedo für Pool
  • Also in normalen Zeiten (ohne Mobbingprobleme) hole ich diese Liste nicht schon Ende April, sondern erst Ende Juni raus. Aber wir könnten Schuljahresschluss jetzt ganz gut gebrauchen.

    Email von Anna:

    “ … Mein Garten sieht leider schon wieder recht verwüstet aus, obwohl ich ihn am Karfreitag Nachmittag so schön hergerichtet hatte. Die Primeln wurden von Amseln angepickt, die Stiefmüetterli von Schnecken angeknabbert und die Tulpen liegen ermattet geknickt zu Boden, weil Nachbars Katze es irgendwie glatt findet, mit ihnen zu spielen. Ich bin ja sonst eine grosse Tierfreundin, wirklich, aber dass die so destruktiv zerstören müssen, was nett und ordentlich aussähe, also wirklich
    Groll, Groll.
    Da hülfen Schneckenkörner, Schneckenzäune, Vogelscheuchen, Anti-Katzenduftsprays … Aber ich will es ja auch nicht zur letzten Perfektion treiben. Ordentlich nett siehts ja doch immer noch aus, etwas havariert halt. Auf jeden Fall grüssen mich jetzt die Pensionierten rundum und ich fühlte mich richtig integriert im Quartier …
    wären da nicht diese fremdartigen rot-schwarzen Käfer, die sich zu Hauf in den Garten-Mauerritzen sammeln oder auch noch zwischen den frisch gesetzten Blumen krabbeln, wer weiss, was die noch alles vorhaben?
    Mein Hobby-Gärtner-Nachbar weiss auf jeden Fall seit drei Jahren, dass er diese Käfer z’vordere Jahr noch nicht gesehen habe, sie stammten bestimmt aus dem Ausland, mit so ausländischem Gemüse seien die wohl eingeschleppt worden.
    Bestimmt, pflichte ich ihm bei, den Farben entsprechend sähen sie sehr afrikanisch aus, aber vielleicht tragen sie ja auch bloss afrikanische Masken, und wären in Wirklichkeit graue Bettseiker, Kellerasseln oder so was?
    Du siehst, dieser Garten wirft fast philosophische Fragen auf! … “

    Entschuldigung, schon wieder eine berndeutsche Überschrift!

    Eine Bekannte hat mir heute erzählt, dass sie seitlich gescheitelte Männer in Kravatten und Anzügen nur schlecht voneinander unterscheiden könne. So habe sie bei einem Anlass zu Ehren eines weltberühmten Physikers einen Mann angesprochen, von dem sie meinte, er hätte eben ein Referat gehalten. Es stellte sich aber heraus, dass der vermeintliche Referent ein ehemaliger Verehrer aus der Studienzeit war, den sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Das sei peinlich, aber sie könne nichts dagegen tun. Sie sei froh, dass ihr Mann eine Glatze habe und ihr Vorgesetzter ein Clowngesicht. Den berühmten freundlichen Kunstmaler, dessen Bilder sie zwar nicht liebe, kenne sie an seinen krausen Haaren, den Stadtpräsidenten an der Brille, aber sonst …
    Ich tröstete sie mit: „Hauptsache, du kennst deinen Mann …“

    In der heutigen Zeitung wurde das Bild eben dieses Ehegatten mit dem eines anderen Mannes mit Glatze, Schnauz und Brille verwechselt.
    Es kann doch nicht sein, dass sich die Männer nur noch durch ihren Handy-Schmuck unterscheiden!

    Für alle, die „das Land der Griechen mit der Seele suchen“ hier einen schönen Link, eben zu mir durchgerrrrattert.
    Ein Schauspiel, über 200 Jahre aktuell geblieben und, trotz Sparmassnahmen bis Zumgehtnichtmehr, in eindrücklicher Inszenierung auf einer winzigen Bühne.

    Mitgenommen sah sie aus nach einer kalten Nacht mitten in einem Feld bei Attiswil. Bei seinem Morgenspaziergang hat René Tschumi sie entdeckt und gleich die Polizei alarmiert. Allerdings brauchte es die „schöne Kraft“ von fünf Mann, um die Aufgefundene, zuerst Totgeglaubte in den Transporter zu schieben. Die grosse Frage: Wohin mit ihr? Wer kann/will die Unbekannte, die nichts bei sich trug, unterbringen? Man fürchtete sich vor eventuellen Krankheiten, die von der Fremden eingeschleppt werden könnten. Umfragen in den Nachbargemeinden ergaben nichts, niemand schien sie zu vermissen. Schliesslich fand „Jürg Scheideggger von der Gemeinde“ ein Plätzchen bei einem Bauern. Dieser stellte in gebührendem Abstand zu seinem Hof eine Notaufnahmestelle für sie bereit – nur vorübergehend natürlich. Einige schlugen „metzgen und wursten“ vor. (Das tut man in diesem Land gerne mit anstehenden Problemen.)
    Attiswil stand den ganzen gestrigen Tag vor einem Rätsel.
    Um Mitternacht schaltete ich auf TeleBERN. Dieser Sender löste in den vergangenen zehn Jahren schon so manches Rätsel in der Region. Ich wurde nicht enttäuscht. Man brachte einen rührenden Beitrag über die Unbekannte von Attiswil. Sie schnüffelte mit ihrem Rüssel schon munter an der Kamera, stellte ihre Borstenohren auf und blinzelte mit lustigen Schweisäuglein die Journalisten an, schmatzte Graswürfel. Es wurde aber noch nicht verraten, ob die Muttersau (im Berndeutschen: Moore), den heutigen Tag überleben würde. erst, als alle anderen Nachrichten gesendet waren, fuhr Bauer G. mit seinem Traktor auf, um die Ausresserin abzuholen. Nein, nein, er hat sie nicht gesucht, wäre Zeitverschwendung gewesen. Er hat gedacht, jemand wird sie finden oder sie kommt von alleine zurück. Wie die Sau ausreissen konnte, ist Bauer G. nicht klar, bleibt ein Rätsel. Er kann dem Reporter nur eines sagen: Die Stalltür war offen.
    Ich weiss, dass gebildete Bernerinnen und Berner alles tun dürfen, nur nicht TeleBERN schauen oder die Gratiszeitung „20 Minuten“ lesen.
    Sie verpassen die Gleichnisse des 21. Jahrhunderts.

    Nachtrag nach Einblick in „20 Minuten“ von heute:
    „Die Moore ist in der 2. Woche trächtig“, teilte Bauer G. der Presse mit.

    Ort: Buslinie Bahnhof-Getto | Personen: Vater von Kevin, Kevin, Gesprächspartner/in | Medium: Handy | Empfehlung: Website SCB, der Hockeyclub der Oberliga, achtung SKIP-Intro.

    Vater: [….] Nüt, gar nüt! Absolut nüt! Das mache-n-ig nie meh! Das muess ig nümm ha. Nume „Saisonrückblick“, jedes Jahr der glych Scheiss. Goofe sy dört, Pfunktionäre, süsch ke Sou. Nume der Küre, dä Arsch u der Kiener, dä hett si Schnure ingehänkt, wie immer. „Nid jede Gieu cha für SCB spile“, jedes Jahr seit er das und nächtsch wird ers o säge. Nei, nüt, für Pfüchs. Chasch vergässe. Die gseh mi dört nümm. „Saisonrückblick“ so ne Schissdräck, e elände.

    Kevin: (zeigt auf seine SCB-Jacke)

    Vater: U weisch, was der Hit isch gsy?! Der Oberhit? Em Kevä sini SCB-Jagge, ja, die woner jetz anne het, die verlüürt ja die Fäderli u das darf nid sy. Die chaner tuusche bim Uusstatter, das isch e Fabrikationsfähler, aber jetzt chunnt’s: Ä Sächzger muess er zahle für die Nöji. Nachdämm mer für dä Scheiss hie e Hunderzwänzger brönnt hei. Das, das isch a Souerei, die Arschlöcher. So Arschlöcher findsch nume bim SCB.

    Übersetzung (kann allerdings keinen schriftdeutschen Slang):

    Vater: [… ] Nichts! Absolut nichts! Das mache ich nie wieder! Das muss ich mir nicht antun. Nur „Saisonrückblick“, jedes Jahr die gleiche Scheisse. Die Kinder sind dort, die Funktionäre, sonst kein Schwein. Nur der Kurt, dieser Arsch und der Kiener, der hat immer seine Klappe offen: „Nicht jeder der Jungs wird für SCB spielen können“, jedes Jahr sagt er das und nächstes wird er es wieder so sagen. Nein, nichts, für die Katz. Kannst du vergessen. Die sehen mich dort nie wieder. „Saisonrückblick“ so ein Scheiss, ein verdammter.

    Kevin: (zeigt auf seine SCB-Jacke)

    Vater: Und weißt du, was der Hit war? Der grösste Hit? Kevins SCB-Jacke, ja, die die er gerade trägt, die verliert ja die Federn und das darf nicht sein. Die kann er umtauschen beim Ausstatter, das ist ein Fabrikationsfehler, aber jetzt kommt es: Sechzig Franken muss er zahlen für die Neue. Nachdem wir für diese Scheissjacke schon hundertzwanzig Franken bezahlt haben. Das, das ist eine Sauerei, diese Arschlöcher. So Arschlöcher findest du nur beim SCB.

    Heute habe ich aufgeräumt und vieles weggeschmissen. Folgende Notiz hat den Tag überstanden:

    Gemeindepräsident Dr. Klaus Baumgartner (SP), äussert sich zum
    Thema „Kultur in der Stadt und Sparen“ anlässlich der
    2. Kulturkonferenz im Erlacherhof Bern, 3. Dezember 1994. Angesprochen sind die Mitglieder der verschiedenen kulturfördernden Kommissionen (Film, Musik, Literatur, Theater, Museen) der Stadt.

    „Kultur isch Motor für üsi Stadt!
    Dyr sit die Einzige, wo nid drachömet i däre Suuregurkezyt.
    Im Sozialberiich hei mer abe müesse.
    We de dr gross Räge abe chunnt, we mer de zwunge wärde, eklatant obe-n-abe z’cho, de müesse mer de Prioritäte setzte.
    Einegi vo öich heis no nid begriffe …
    Mir hei es Klee-Museum chönne schaffe: das wott-i itz nid usegää, das mues itz loufe.
    Dört üsseret sech dr Optimismus. Mir gloube, dass ds kulturelle Schaffe e Uswürkig uf ds Läbe vo dr Stadt Bärn het.
    Ir Kultur wei mer nid zrügg buechstabiere, da chunnt Chraft.
    Als wichtegi Komponänte muess me o Musee fördere.
    Es isch wichtig, das me i dr Kultur o drüber nachedäicht, „wohin die Reise …“.
    Das isch es, wo d’Stütz häregö.
    Das heisst „Controlling“: wo-dr relativ frei chöit schalte, wo die Gremie mit Lüt vo dr Kultur bestückt si – das isch es, das „Controlling“. Das me gmeinsam-partnerschaftlech, aber bitte nid über Hafechääs … mir hei anderi Fälder no z’beachere!

    Di kulturelli Spitzi het o-e Würkig uf d’Breiti u isch o-n-e Befruchtig für d’Gruppe!

    Damit ist über Kultur alles gesagt.

    (Gezeichnet während seiner Abschlussrede im Erlacherhof am 03.12.1994. )

    Heute früh entdeckte ich sie, die beiden nebeneinander stehenden kleinen Ringe, mit roter Farbe aufgemalt auf meinem Briefkasten. Seit Jahren habe ich nicht mehr an diese Kraxsel-Botschaften an Gartentoren und Hausmauern gedacht, die wir Kinder vergeblich zu entziffern versuchten.
    Nach dem Rotwelschen würden diese beiden OO bedeuten: „Frau liebt Männer“. Hi, hi.

    sind die Eltern von Kindern in Privatschulen (unter anderem auch), wenn ihre Sprösslinge keinen Platz auf der „Ferieninsel“ finden. Denn in den Genuss dieser Tagesbetreuung während der Ferien kommen in erster Linie Kinder der öffentlichen städtischen Schulen.
    Das findet CVP-Stadtrat Daniel Kast nicht gerecht, da ja alle Eltern mit ihren Steuern die „Ferieninsel“ mit bezahlen. Edith Olibet, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, ist sich dessen bewusst, dass Kinder aus privaten Schulen nur noch nehmen können/dürfen was an Plätzen übrig bleibt, sieht darin aber keine Diskriminierung:
    „Es ist der Entscheid der Eltern, wenn sie ihre Kinder in privaten Schulen unterbringen wollen.“

    Das finde ich eine ziemlich starke Aussage, nachdem meine Familie seit Monaten alles Erdenkliche getan hat, um 3rd in der Volksschule zu behalten. Da die öffentliche Schule über keine wirksamen Gegenmassnahmen bei Mobbing verfügt, intelligente, engagierte Eltern und deren Kinder sowieso nicht will, „leben“ die Privatschulen zum Teil von diesen gemobbten Schülerinnen und Schülern.
    Längst nicht alle Eltern sind gut betucht, die ihren Kindern, oft nach einer langen Leidenszeit, den Besuch einer Privatschule ermöglichen.

    Interessant finde ich, dass oben genannte CVp-Stadtrat, welcher sich für die Gleichbehandlung aller Berner Kinder einsetzt, in einem Schulkreis unterrichtet, in dem Mobbing gang und gäbe ist.
    Kann es sein, dass er seine eigenen Kinder auch in eine Privatschule schickt?

    Heute gelesen in „20 Minuten“ S. 3, Bericht von Raffaela Moresi

    Die Einstein-Leckerli mit Honig, Nüssen und einem Marzipanbild des Meisters verdienen sicher grosses Lob. Ausser den Konditoren haben sich noch zahlreiche andere -oren und -orinnen angestrengt, aus dem Einstein-Jahr ein Event für Jung und Alt, Eilige, Sportliche, Wissensdurstige aus nah und fern und für jeden Geldbeutel zu machen – Physik für den kleinen und den grossen Hunger. Ende 2005 müsste jedes Kind wissen, wer da für Versicherungen, Privatschulen, Computer, Hustensirup, Haargel die Zunge rausstreckt. Solltet ihr samstags Männer antreffen, die in Filzpantoffeln auf dem Markt einkaufen, kann es sich nur um Einstein-Fans handeln.
    Neben dem „Popstar der Physik“ wurde seine intelligente, musikalische, originelle und sozial kompetente Schwester Maja, wie so viele Schwestern berühmter Männer, völlig vergessen.
    1908 schloss diese an der Universität Bern ihr Studium der romanischen Philologie, italienischen und französischen Sprache und der Literatur magna cum laude (lat. mit grossem Lob) ab.
    Maja war ihr ganzes Leben lang innig mit ihrem Bruder verbunden, war seine Sonne und er die ihre. Von den Faschisten vertrieben, fand sie bis zum Tod Unterschlupf bei Albert in Princeton/USA.
    Mehr über dieses ungewöhnliche Frauenleben in einer schwierigen Zeit könnt ihr in folgendem Buch lesen. Eine Frau, Historikerin und Archivarin der Universität Bern, hat beharrlich und mit grossem Engagement für uns geforscht:
    Rogger, Franziska : Einsteins Schwester

    Tiefst betroffen ist man hier im Hauptstädchen in diesen Tagen besonders über den Tod des Papstes. Gerade letzten Juni hat man ihn doch noch auf der Allmend gesehen. Aber, wie ein TV-Sprecher betroffen mitteilte:
    „Geahnt hat man es schon lange, dass der Papast einmal sterben würde …“
    Betroffen ist man hüben und drüben auch über den Angriff einiger Schüler auf einen Lehrer in Biel. Letzte Woche wurde dieser von Jugendlichen zusammen geschlagen, als er auf dem Pausenplatz Erstklässler beschützen wollte. Der Präsident des Lehrerdachverbandes Herr Zemp fordert härtere Strafen, die Polizei, Kriseninterventionsteams, mehr Zeit zur Betreuung schwieriger Schüler.
    Momentane Betroffenheit hat auch die Nachricht ausgelöst, dass Bern Schweiz weit die meisten Rechtsradikalen besitzt.
    Noch betroffener sind wir darüber, dass diese immer jünger sind und, laut Inlandgeheimdienst, bald aus dem Kindergarten kommen werden.
    Eingermassen betroffen stellt der Schulinspektor aus Berns Westen fest, dass im Mobbingfall von 3rd „anscheinend eine Not vorhanden“ sei und man das geschlagene und nach allen Regeln der Mobbing-Kunst gequälte Kind doch in die Erziehungsberatung (031 633 41 41) bringen solle. Bis heute ist es den Verantwortlichen in der Schule nicht gelungen, die Situation in dieser 4. Klasse in den Griff zu bekommen. 3rd wird im Sommer eine Privatschule besuchen.
    Völlig betroffen stellt man fest, dass neue Opfer bereits ausgewählt sind.
    Siehe auch

    Aldin drückt die Smarties-Rolle noch etwas tiefer in die Erde.
    Blinera zieht den leeren Abfallsack hinter sich her.
    Christoph trägt in spitzen Fingern einen leeren Eisteebeutel.
    Deborah schaukelt schnell ein bisschen.
    Egzon springt mit Anlauf auf den Chips-Sack.
    Fatima fängt herumwehende Schokopapierchen ein.
    Gulasch türmt Coladosen auf.
    Hilye erklärt, dass nichts von dem Abfall der ihre sei.
    Irfan befreit Büsche von Plastiksäcken.
    Jennifer spachtelt Kaugummi an der Unterseite der Parkbänke ab.
    Kevin füllt seinen Sack mit Abfall aus dem öffentlichen Papierkorb.
    Liliana sitzt nur so da.
    Manhdin und Ngoc-Ngân machen Haselruten.
    Olivia sammelt Teile eines toten Fahrrads ein.
    Pascal putzt den einen Teil des Pausenplatzes.
    Qendrim putzt den anderen Teil.
    Raquel rafft zusammen, was anstatt im Caritas-Container im Blumenbeet gelandet ist.
    Subarathy bringt Blineras Abfallsack gefüllt zurück.
    Terence kickt einen luftlosen Fussball.
    Undine geht.
    Vinuska streitet mit Olivia um die Klingel vom toten Rad.
    Wendy will sie auch.
    Xhemile klaubt Papier und Tannadeln aus den Abflusslöchern.
    Yagmus isst etwas.
    Zeus ist stolz auf den grossen Abfallberg.

    Alles begann letzten Oktober, als ich dem Verwalter Herr Rolf B. aus Bü. mitteilte, dass unsere Haustür nicht mehr ins Schloss fällt. Hätte er damals die Türe zuverlässig reparieren oder ersetzen lassen, wäre das alles nicht passiert.

    Am 19.10.04 kam der Schreiner zum ersten Mal. Jedoch bereits am 11.11.04 meldete ich wieder, dass die Türe nicht von selbst schloss. Der Verwalter versprach, sich darum zu kümmern. Anfang des neuen Jahres schrieb ich ihm, ich würde mich selber darum kümmern und ihm die Rechnung schicken, da Zeugen Jehovas, Spendensammler aus Sri Lanka, Scherenschleifer und sonstige unangemeldete Gäste freien Eintritt ins Haus hätten. Er antwortete, das sei nicht nötig, er werde den Schreiner noch einmal aufbieten. Am 21.2.05 informierte ich ihn darüber, dass das Schloss wohl ersetzt werden müsse und erklärte ihm, dass das vielleicht an der Temperatur oder an der Feuchtigkeit liegen könnte, die das Holz verziehe. Er wünschte mir einen wunderschönen Tag und schrieb, er werde sich sofort darum kümmern. Dazwischen führte ich immer wieder Gespräche mit den NachbarInnen. Am 11.3.05 verlangte ich erneut von ihm, die Türe richtig und endgültig reparieren zu lassen.

    Am 12.3. dann wurde eingebrochen. Die Waschkasse wurde demoliert und ausgeraubt und einige Kellertüren standen nun offen. Es wurde Wein und Likör geklaut. Herr Rolf B. erlaubte sich, mich zuerst über seinen Gefühlszustand, der Nebel und der Schnee vernebeln mein Gemüt, aufzuklären, bevor er Stellung bezog. Er werde bei der Firma Muesmatt sofort nachfragen, ob es Probleme bei der Reparatur gab und bezweifle, dass der Täter von ausserhalb kam. Dieses Greenhorn kennt wohl die „Contact“- Wohnungen vis-à-vis nicht. Herr Rolf B. gab dann ohne meine Zustimmung meinen Namen an: dem Schreiner Herrn Fuchs, der die Kellertüren reparieren sollte, der Polizei, wegen der Anzeige und auch dem Elektriker, der den Münzkasten an der Waschmaschine durch einen Kartenkasten ersetzen wird. Ich telefonierte, öffnete die Tür, erklärte, zeigte, führte, gab zu Protokoll und verabschiedete x Leute, von denen ich die einzige bin, die dafür nicht bezahlt wird.

    Der Verwalter klärte mich weiterhin über sein Wohlbefinden und über seine Pläne auf, der Frühling ist mega schön, die Wärme und Helligkeit bringen mein Gemüt wieder auf Hochtouren, ich freue mich auf meinen kleinen Wohnwagen in Avenches und mach mich jetzt auf die Socken, um Ihnen als Dankeschön für Ihren Einsatz ein Sträusschen Blumen zu ergattern. Ich habe Sie ein bisschen ins Herz geschlossen mit Ihrer aufgestellten und frischen Art – soll im übrigen keine Anmache sein.
    Am 24.3 05 schrieb ich ihm kurz und bündig, ich wolle keine Blumen sondern eine sichere Haustür. Worauf er mir sofort antwortete: Ihre E-Mail stimmt mich traurig, doch werde ich veranlassen, dass der Türschliesser ersetzt wird, damit die Türe besser ins Schloss „knallt“. Schöne Ostern.

    Inzwischen ist ja auch der Elektriker gekommen und hat mir alle Karten in die Hand gedrückt. Ich musste die Waschfrauen und –männer in das neue System einführen und ihnen die Karten verteilen. Ich habe jetzt die Verwalter- und Hauswartskarte in Obhut, obwohl ich weder das eine noch das andere bin. Der alten Frau, die das Münz holen wollte, habe ich die Situation auch geschildert und sie zu Herrn R. Bärtschi in Bü. geschickt, der allerdings gerade in Avenches Ferien macht.

    Am 1. 4. 05 sendete ich ihm zwei Listen. Eine mit allem, was ich im letzten halben Jahr für diese Türe gemacht habe und die zweite, wer welche Karte benutzt. Sonst kann ja niemand abrechnen.

    Die Miete ist gestiegen, kein Wunder, aber die Türe schliesst auch heute nicht.