Mai 2005


In Indien hatten wir einige Zeit unseren persönlichen Bettler. Er liess sich im Schatten des „Deux Chevaux'“ nieder, rückte sein Bakelit-Bettelbein zurecht, damit es erbärmlich unter dem ebensolchen Dhoti hervor lugte. In diesem rosa Bein befand sich etwas unter dem Knie ein Schlitz. Damit erwies der Bettler den Menschen die Gnade, jeden Tag eine Münze einwerfen zu dürfen und so leicht zu einer guten Tat zu kommen. Die Rupie kullerte dann hinunter bis in die Tiefe des Fusses, und wir bekamen als Dank ein strahlendes Lächeln. Der Mann gehörte nicht zu den Missgestalteten und Leprösen, sondern schien, abgesehen von seinem Bein, einem Bollywood-Film entsprungen zu sein. Sein Englisch war beachtlich, und wenn es uns eine Freude machen wollte, sagte er „Chuchichäschtli“. (Das Wort hatte er nicht von uns.)
Reisten wir z.B. von Dharamsala nach Simla, war er bald auch in Simla.
Zum Dussera-Fest tauchte er in Manali auf. Diesmal hatte er das Balkelit-Bein nicht dabei. Er trug flotte Levis, stand auf zwei geraden langen Beinen, schwenkte die Hüfte zur Blechmusik und zwinkerte mir über die Schulter zu: eben ein grossartiger Bollywoodstar, der sein Metier durch und durch beherrschte.
Die Bettler am Bahnhof sind da nicht so einfallsreich:
Hesch mer e Stutz (1 Fr.) für uf e Böss,
uf ds Poschtouto,
e chli Münz (Kleingeld) für d’Notschlafstell,
für ds Frässe für e Hung,
für e chly Suppe,
für zum Tokter? – fantasielos eigentlich. Manchmal gebe ich etwas, ein Schoggostengeli, ein Weggli, selten Geld. Manchmal sage ich auch genervt: „Eben wollte ich dich um etwas Münz bitten.“
Als ich gestern nach Hause kam, stand vor meinem Eingang eine fremde Frau. Sie sagte zu meiner Nachbarin: „Darf ich Sie dringend um etwas bitten? Es ist zwar blöd und ich traue mich nicht recht. Würden Sie mir eine Rolle WC-Papier schenken?“ Die Frau zog zufrieden mit der Klorolle ab. Meine Nachbarin sagte: „Hoffentlich macht sie nicht irgendwo hin.“ Ich antwortete: „Das ist doch egal, es ist ja schon so dreckig.“

sagt uns Abendschein via Dranmor. Also nicht abschliessend, natürlich. Sondern eher fragend.

Das hat schon was, das Fragende. Die RAF wäre also in Stammheim, so mancher Jude im Getto, so mancher Bauer im Tenn und so mancher Schüler im Internat heimisch wie heimatlos zugleich.

In diesem Sinne könnten wir nicht wissen, ob nun der Blogk, der Längenberg oder das Emmental unsere Heimat sein wird, ehe wir uns nicht je aufgeknüpft haben. Der hier im Kommentar erwähnte rurale Diminuitiv sowie die philosophische Frage Abenscheins, ob Suizid bei verschiedenen Heimatten überhaupt möglich ist, möge uns davor bewahren, den Galgenstrick zu testen.

“ … wo um Himmels Willen ist Lüderen?“ fragt mich eine Freundin, der ich von dem geplanten Familienausflug erzählt habe. Lüderen ist eine Alp im tiefsten Emmental. Auf die Frage: „Wohin gehtst du?“ antworteten wir als Kinder: „Uf d’Lüdere, ga Tee südere u äne ache pfüdere“. Ein enges Strässchen, zwischen Nagelfluh und Wildbach, führt hinauf auf die Alp. Es ist Bergfrühling und der Weg gesäumt mit Blumen, die ich schon lange vergessen hatte. Man fährt durch Gotthelf-Land mit Bauernhöfen, Stöckli und Speicher, die an den steilen Hängen kleben oder auf einem Hügel thronen.
Ab und zu ein Sägewerk oder eine Käserei. Das Simmentaler-Fleckvieh ist nicht mehr unter sich wie früher, käut wieder mit Freiburgerschecken und Grauen. Erreicht man nach vielen Kurven die Lüderen, hat man einen wunderbaren Blick über Wälder und tiefe Täler, hier „Chrächen“ genannt.
Was ein „Lüderen-Galgen“ ist, erklärt vielleicht jemand, der dabei gewesen ist?

(Nach einem Wochenende mit so viel „Gegend“ zieht es meine Familie wieder in die Stadt, fertig Idylle, zurück in den Block – dabei haben sie ihre Wurzeln zwischen Schwarzwasser, Lauterbach und Emme!?)

Es ist beschissen, wenn das Kind ein Mobbingopfer wird, denn das bleibt es eine Weile. Gerade neue Photos von 3rd erhalten, zwei dabei, die treffen. Das, auf dem er sich ein Kartonschild geschrieben und fest über die Stirne geklebt hat: „ICH BIN DUMM“. Oder das, auf dem er die andere Wange hinhält mit den Striemen, die ihm ein Kindergartenjunge verpasst hat – während ihn sechs ander Jungs festhielten und auslachten.

Aber auch andere Kindersachen sind beschissen. Zum Beispiel der Augen-OP vom Kind II.

Dass Kinder auch die ekligen Seiten des Lebens mitleben, wird im Vorfeld wohl unterschätzt. Immerhin scheint Bloggen ein relativ gutes Ventil für schlaflose Mütter.

Sollte ich „im Ausland“ in finanzielle Schwierigkeiten geraten, müsse ich es sagen und er werde ein Rindli verkaufen, meinte mein Vater beim Abschied.
Mit dieser Reiseversicherung machte ich mich vor vierzig Jahren auf den Weg nach Osten. Einen sperrigen Überseekoffer mit Blechbändern verstärkt hatte ich schon nach Marseille voraus geschickt. Bis dahin war meine weiteste Reise die nach Lausanne an die Expo gewesen.
Nun nahm ich den Nachtzug ab Bern und wurde im Couchette-Wagen über die Grenze das Rhonetal hinunter gerüttelt. Morgens um vier Uhr war es im Bahnhof von Marseille kalt und leer. Ich setzte mich in ein Café. Mein Schiff sollte erst am Nachmittag ablegen. Ein Problem, das ich bis dahin noch zu lösen hatte, war der Riesenkoffer, den ich irgendwo in diesem Riesenhafen aus einem Lager holen und an Bord bringen musste. Im Café war es düster. Fremde Stimmen, die so ganz anders klangen als im Französischunterricht, umschwirrten mich. Ein bisschen benommen sass ich, angetan mit einer weissen Bluse und einem Faltenrock, inmitten der rauchenden Bahnarbeiter. Nach und nach füllte sich das Lokal. Fremde Frauen und Männer setzten sich an meinen Tisch, begrüssten mich, als hätte ich auf sie gewartet. Sie sprachen ungarisch, deutsch, holländisch, englisch, jiddisch, eine Sprache die ich zuvor noch nie gehört hatte. Namen wie Paul Grüninger und Carl Lutz fielen. Zum Erstaunen meiner TischgenossInnen waren mir die beiden unbekannt. So erhielt ich im Bahnhof von Marseille eine längst fällige Geschichtslektion aus erster Hand.
Gegen Mittag brach man auf Richtung Hafen. Taxis wurden organisiert, jemand übernahm die Papiere für meinen vermaledeiten Koffer.
Die Sonne schien und es blies ein kalter Wind. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich das Meer, unglaublich weit und blau wie ich es mir nie vorgestellt hatte. Neugierig betrat ich das wunderschönste Schiff, das ich je gesehen hatte: die „Moledet“. So war das erste Wort, das ich lernte „Heimat“.
Als am fünften Tag der Reise Haifa in Sicht kam, drängten sich die Passagiere an Bord, viele Einwanderer weinten vor Freude.

Anfangs der 70er Jahre wars mit den Passagierschiffen dann vorbei. Seit mehr als 30 Jahren besitzt die ZIM Line nur noch Containerschiffe.
Ein ZIM-Container bildet jeden Sonntag die Kulisse in der Sendung „Sternstunde“ (SRF) Philosophie, Religion, Kunst. In seiner rostbraunen Farbe erinnert er mich immer an mein mit Blech beschlagenes Koffer-Monstrum von damals.

Heute ist Bill C. in der Stadt. Eine Vordelegation, das Advance-Team, hat die berühmten Tschirren-Pralinen getestet, die Antiquitäten- und Zigarrenläden in der Altstadt geprüft, zur Irreführung der Terroristen die Flugplätze Payerne u n d Belp gesichert. Bis in den Kursaal sind Wachposten aufgestellt. Fast wäre ich heute früh über ein Saxophon gestolpert, das unauffällig an der Mauer der Heilig Geist Kirche lehnte. Einer, der dort sein Frühstücksbier süffelte sagte mir, dass heute in der ganzen Stadt Saxophone griffbereit stünden, damit Bill nach Lust und Laune …
Für ein bescheidenes Eintrittsgeld von Fr. 1280.- ist man dabei, wenn Mr. Clinton eine seiner berühmt würzigen Reden hält.
Wenn ich mit der Arbeit fertig bin, ist er sicher schon weg. Schade.
Die letzte berühmte Person, die ich gesehen habe, war Gracia Patrizia von Monaco, als sie 1960 im offenen Wagen die Bundesgasse entlang winkte. Die Bernerinnen und Berner winkten zurück. Nur ich brachte meinen Arm dazu nicht hoch.

Ich hatte mir vorgenommen, meine Arbeit an gewöhnlichen Werktagen öfter in ein Café eines Gemeinschaftszentrums in unserem oder einem angrenzenden Blockquartier zu verlegen. Meine Erfahrung sagt nämlich, dass ich mehr raus gehen, Demut lernen und Verständnis haben muss, je einfältiger und schrecklicher mir die Nachbarn erscheinen.

Das macht sich in Form von Spannung bezahlt. In diesen kleinen Cafés, die von Quartierleuten in Schwung gehalten und subventioniert werden, höre ich Sorgen („nein, nein, es geht ihr noch gar nicht besser“), Schadenfreude („der Bankrott geschieht ihnen „ins Füdle ine“ recht! Hätte sie uns den alten Laden nicht genommen, wären sie jetzt besser dran!“) und Vorstellungsgespräche von angehenden Schulkommissionsmitgliedern („nein, es läuft nicht immer, wie-n-es-sötti“).

Das allerbeste Gespräch jedoch war eines zwischen zwei Mitarbeitern eines Quartierzentrums und zwei Mitarbeitern einer Lokalzeitung. Seit es die Block-Quartiere gibt, gibt es da auch eine Zeitschrift, den „WulcheChratzer“ (in Hochdeutsch: „Wolkenkratzer“, in Quartierdeutsch: „Wulchi“). Selbiger wird von hier Arbeitenden und von den Quartierbewohnerinnen und –bewohnern gemacht und von den Kindern für ein Taschengeld an die Haushalte verteilt. Es gibt sogar eine individualisierte Ausgabe in Form eines beiliegenden Infoblatts für bestimmte Blöcke. Dem gegenüber steht eine kommerzielle und rechtslastige Lokalzeitung, die inzwischen Teil einer ganzen MüllMediengruppe ist.

Den beiden Herren von der Lokalzeitung ging es darum abzutasten, ob sie eventuell den „WulcheChratzer“ in die Tasche stecken könnten. Einerseits haben sie ein Angebot gemacht: Sonderausgabe für die bisher mit dem „Wulchi“ bedienten Quartiere. Andererseits haben sie Unsicherheit gesät: Wenn ein Kind, das den „Wulchi“ in Briefkästen verteilt, einen Unfall hat, wer zahlt dann? Wer trägt die Verantwortung? Fragen über Fragen.

Ich habe mich ja auch schon geärgert über Sozialarbeiter (sorry allerseits), aber heute war ich sehr stolz und dankbar. Sie sind cool geblieben, haben dumme Witze mit dummen Witzen pariert. Zum Schluss meinten sie, dass sie sich melden würden, sollten sich dereinst keine Freiwilligen für die Wulchi-Arbeit mehr finden.

Also los, Leute!

Nicht kommerzielle Angebote fordern nicht kommerzielle Arbeit. Unsere Trägheit ist deren Macht. (Ja, ich habe in den Achzigern Transparente gesprayt, das ist besser als jedes Motivationsseminar.)

Friede den Blöcken!
Krieg den Medienpalästen!

2nd, male und ich haben uns heute elternhalber gefragt, ob hinter unserer Kulturvermittlung an 3rd überhaupt irgend eine Idee steht? Wir mussten zerknirscht zugeben, dass nein.

Nehmen wir dieses Pfingst-Wochenende: Am Freitag waren wir auf 3rds Anregung in einem Gitarrenkozert von einem Oud-Spieler, einem Gitarristen und einer Pipa-Spielerin. Die Pipa kannten wir nicht und Ling Ling Yü, die sie spielte, hat 3rds Prophezeiung (die er seinerseits von seinem Musiklehrer hatte) bestätigt: „Sie ist nicht grösser als ich aber sie spielt wie der Teufel.“ Genial, wie die Gitarrenkonzerte Bern eigentlich immer sind.

Dann haben wir für Samstag eine Flamencoaufführung (dieses Mal gegen 3rds Willen) abgesagt, mangels Energiepunkten.

Am Pfingstsonntag haben wir die Quatierkultur gepflegt, die hier ja einiges hermacht. Vor allem blüht der islamische Teil an christlichen Feiertagen, die Muslime nutzen diese Zeit der Langeweile mit geschlossenen Läden und Restaurants für private Treffen und Grillpartys und alle zusätzlich fallenden Feste.

Heute Pfingstmontag sind wir von der Provinz in die echte Stadt gefahren, um ein paar Gräber zu besuchen. In der Exilantenstadt sind nämlich sehr viele Berühmtheiten begraben, (ich glaube) sämtliche Manns, James Joyce, Eilas Canetti, Paul Esterházy, Therese Giehse, Verena Loewensberg. Doch zuerst haben wir in einem der ersten Autobahnrestaurants gefrühstückt, das die Siebzigerjahre losgeworden und aufwändig renoviert worden ist.

Wir waren auf dem neuen Israelitischen Friedhof (oberer Friesenberg) und dem alten Israelitischen Friedhof (unterer Friesenberg) und haben die Gräber besucht von:

  • Mascha Kaléko (Lyrikerin),
  • Otto Klemperer (Dirigent),
  • Erwin Leiser (Filmemacher, u.a. „mein Kampf“) und
  • Felix Salten (Autor „Bambi“ und – was wenige wissen – „Josefine Mutzenbacher“)
  • Zusätzlich hat 3rd überall da einen Stein hinterlassen, wo ein Toter seines Namens begraben war, Nachnamen zählten auch.

    Dann sind wir mit der S-Bahn (oder war’s das Tram?) auf den Uetliberg geruckelt und haben vom Aussichtsturm durch Ströme von Regen aufs bewölkte Tal geschaut. Eingekehrt (wie man in der Schweiz „etwas trinken gehen“ nennt) sind wir nicht, es ist dort oben sehr vornehm und die Sonnenterrasse war ja heute keine Option.

    Müde aber zufrieden sind wir wieder im Block: Mutter bloggt und bügelt, Vater und Kind machen neben dem Nachtessen ein Pokémon-Duell. Das gibt Lebens- und Energiepunkte. Wenn kein Gegner dazwischen kommt.

    Nach Pisa nun ein neuer Schreck für die Schweiz: Wieder steht sie im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld da, tut erstaunt und ist ratlos darüber, dass jeder sechste Mühe hat, einen einfachen Text zu lesen. 16% können die Packungsbeilagen nicht verstehen und bleiben über Risiken und Nebenwirkungen im Unklaren. In der deutschen Schweiz liest und rechnet man besser, als in der welschen. Dort ist man aber stark im Problemlösen. Wer ist für diese Misere verantwortlich? Natürlich die Ausländer, meinen die Rechten. Nein, nicht nur, sagen die Linken. Bei den Bildungsausgaben dürfe einfach nicht gespart werden. Ausser Italien hat kein Land so grosse Bildungsdifferenzen zwischen Frauen und Männern wie die Schweiz. Obwohl Frauen besser lesen, schneiden sie in in der ALL-Studie (Adult Literacy and Lifeskills Survey) schlecht ab. Seit 15 Jahren wird bei der Bildung rigoros gespart, in den Schulen, der Berufsausbildung, an den Universitäten, in Bibliotheken. Ausgerechnet diejenigen, welche sich über die Ergebnisse der Studie am meisten aufregen, gehören zu den bürgerlichen Spardiktatoren.

    haben im Bahnhof Bern eine neue Alternative. Seitdem das Alki-Stübli eröffnet ist, wird viel weniger in die Ecken gebiselt. „Mister Clean“, der alleinige Herrscher über Darm und Blase in und um den Bahnhof wird deshalb einige Kunden und Kundinnen verlieren. Schon lange beklagen sich die Frauen, dass sie in diesem offiziellen Toilettentempel aus Marmorstein und Plastikpflanzen Fr. 2.- bezahlen müssen, während die Männer das Gleiche für Fr. 1.- tun können.
    Wers „pressant“ hat, darf nun gratis hinter einer der orangen Türen des neuen Aufenthaltsraums für Alkoholabhängige verschwinden. Allerdings muss im Sitzen gepinkelt werden. Darauf haben sich die Besucher des Alki-Stüblis geeinigt, und daran sollten sich auch die WC-Touristen halten.
    Denise Kräuchi, die Leiterin hat, wie mir scheint, Humor und Nerven für ihre Gäste und deren Hunde. Als Psychologin und ehemalige Swiss-Pilotin sind ihr kritische Situationen wie Absacken in einem Luftloch, schlechte Sicht, Wetterumschläge und Pannen und Turbulenzen jeglicher Art vertraut.
    Mit der Unterstützung ihrer Stammgäste wird es ihr sicher gelingen, die WC-Manieren einiger Zeitgenossen zu verbessern.

    Heute wurde ich wieder mal auf meine Luftröhrenschnittnarbe angesprochen. Als ich noch mit meinen Gipsbeinen rumhumpelte und noch keine Zahnprothese hatte, wurde mir hie und da die Frage gestellt, was denn passiert sei. Je nach Situation hatte ich mir meine Standartsätze zusammengebastelt. Heute überlegte ich nicht viel und sagte, dass Johannes Paul mit diesem Luftröhrenschnitt-Trend angefangen habe. Da sei es für mich als seine treue Anhängerin schon ein Muss gewesen…

    Der wahre Grund für den Luftröhreschnitt waren schwerste Verletzungen nach einem Suizidversuch:

    Da ich durch meine Kieferverletzungen sehr geschwollen war (wow, als mir eine Pflegerin zum ersten Mal einen Handspiegel hinhielt, glaubte ich wirklich, einer fremden Person ins Gesicht zu schauen), machten sie mir diesen Schnitt, um mir eine Kanüle einzusetzen und mich auf diese Weise künstlich zu beatmen. Als ich aus dem Koma erwachte, hatte ich das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Ich bekam solche Panik. Die Kanüle musste immer wieder ausgewechselt werden. Um den Schleim in meiner Luftröhre zu entfernen, mussten die Pflegenden mir ein langes Schäuchlein in meinen Schnitt reinstecken und dann begann ich wie verrückt zu husten. Dies musste ziemlich schrecklich anzusehen und anzuhören sein. Aber das war für mich sehr wohltuend. Danach konnte ich wieder für einige Zeit ruhig atmen. Durch den Luftröhrenschnitt konnte ich weder sprechen noch riechen. Das Pflegepersonal brauchte am Anfang ganz schön viel Geduld mit mir, bis sie aus meinen Gesten schlau wurden. Und vor allem blieb ich sehr hartnäckig und liess nicht locker, bis ich verstanden wurde.

    Da ich das rechte Handgelenk gebrochen hatte, kritzelte ich mit meiner linken Hand Buchstaben auf einen Block. Erst nach einiger Zeit merkte ich, dass ich nichts sehe, da ich keine Brille hatte und darum meine Striche keinen Sinn ergaben. Als ich ihnen dann zu verstehen gab, ob sie meine Brille organisieren können, wurde alles ein wenig einfacher. Mein erstes geschriebenes Wort war übrigens „BREAK“. Keine Ahnung, warum ich nicht „PAUSE“ geschrieben habe. Da sie mich dauernd durchbewegen, waschen, Verbände wechseln mussten, sehnte ich mich nach nichts mehr als nach einer Verschnaufpause. Die Ärzte waren total begeistert, dass ich mich auf diese Weise verständigen konnte und gönnten mir meine Pause von Herzen.

    [Aus der E-Korrspondenz mit einer erwachsenen Schülerin, von ihr genehmigt.]

    Sollen/wollen Frauen wissen, was Männer von ihnen halten? Wenn ja, bitte weiter lesen.

    Rowan Atkinson (Mr. Bean):
    „Bigamie bedeutet, eine Frau zu viel zu haben. Monogamie ist dasselbe“

    Eminem (Rapper):
    „Es ist schon komisch, dass ein Mann, der sich um nichts auf der Welt
    Sorgen machen muss, hingeht und eine Frau heiratet“

    Nick Nolte (Schauspieler):
    “ Frauen tun für ihr Äusseres Dinge, für die jeder
    Gebrauchtwagenhändler ins Gefängnis kommt.“

    Jack Nicholson (Schauspieler):
    „Es gibt nur eines was teurer ist als eine Frau, nämlich eine Ex-Frau.“

    Charles Bukowski (Schriftsteller):
    „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu
    integrieren.“

    Burt Reynolds (Schauspieler):
    „Solange der Nagellack nicht trocken ist, ist eine Frau wehrlos.“

    Rod Stewart (Rocksänger):
    „Man soll nur schöne Frauen heiraten. Sonst hat man keine Aussicht,
    sie wieder loszuwerden.“

    Peter Ustinov (Schauspieler):
    „Ich glaube nicht, dass verheiratete Männer länger leben als Frauen.
    Es kommt ihnen nur länger vor.“

    Mario Adorf (Schauspieler):
    „Ein erfolgreicher Mann ist ein Mann, der mehr verdient, als seine
    Frau ausgeben kann. Eine erfolgreiche Frau ist eine, die so einen Mann
    findet.“

    Bill Vaughan (Schauspieler):
    „Frauen arbeiten heutzutage als Jockeys, stehen Firmen vor und
    forschen in der Atomphysik. Warum sollten sie irgendwann nicht auch
    rückwarts einparken können.“

    (Gekürztes Mail von swa aus der Münstergasse)

    Hier ist das Gedicht, welches der Soldat Albert im Januar 1942 auf die leere hintere Seite des hier erwähnten Briefes notiert hat. Er hat es für seine oder mit seinen Kameraden gedichtet und mit ihnen im „Réduit“ rezitiert:

    Hört, ihr deutschen Michel,
    ihr sieget euch zu Tod.
    Der Hammer und die Sichel,
    die bleiben ewig rot.
    Hitler, Goebbels, Goehring
    werden dann verbannt.
    Schickt sie nach Sibirien,
    so habt ihr Ruh im Land.
    Ihr werdet Moskau niemals sehn,
    vielmehr daran zu Grunde gehn
    wie einst Napoleon.

    Ziehet dann der Frühling
    über Engeland,
    hält der britsche Löwe
    das Szepter in der Hand.
    Ein ganzes Volk in Scharen fleht:
    „Ihr werdet England niemals sehn
    wie einst Napoleon.“

    Es ist ein Hess entsprungen
    aus einer Messerschmitt.
    Er hat ein Lied gesungen:
    „Ich mache nicht mehr mit.“

    Begeistert brüllt ein ganzes Volk:
    „Wir fahren gegen Engeland!“
    Und wenn mal wirklich einer fährt,
    dann wird er für verrückt erklärt
    wie einst der Ruedi Hess.

    Im Gegensatz zu meinen Altersgenossinnen konnt ich mir nie vorstellen, einmal eine Mutter zu sein. Da wir drei Schwesten nur zwei Puppen besassen, wars mit dem Früh-übt-sich nicht weit her. Als Kind war ich auch der Meinung, eine Mutter dürfe sich im finsteren Wald nicht fürchten, auch nicht vor dem Käser, dem wir die Milch unserer Kühe verkauften und der uns diese immer erst mit Verspätung bezahlte.
    Ich lernte dann, nachts durch den Wald zu gehen und dem Käser furchtlos entgegen zu treten. Da war ich schon eine Mutter. Die Freunde meiner älteren Tochter nannten mich „Müeti“. So kam es vor, dass ich in der Stadt zum Erstaunen der Leute von langhaarigen jungen Männern oder jungen Frauen mit rosa Igelfrisur und Ratte im Ärmel freudig mit „Sälu Müeti“ begrüsst wurde.
    Ich weiss nicht mehr genau wies kam, dass die Kinder vom Spielplatz ein spitzes „Iiiimaaaa“ zu meinem Balkon hinauf schrieen. „Mama“ riefen die anderen, bei „Ima“ musste ich runterschauen. Inzwischen sind wieder Jahre vergangen, Ima ist geblieben und für mich zu einem zweiten Namen geworden.
    „Mütter sind das Salz der Erde,“ schreiben die Blumenfachgeschäfte im Quartieranzeiger, die heute mit Rosen, Lilien, Tulpen und diversem dekorativen Grünzeug einen grossen Teil ihres Jahresumsatztes herein holen.
    Ich finde, nicht nur die Mütter, sondern alle Frauen gehören zum „Salz“, sind lebensnotwendig und wollen sich mit Blumensträussen allein längst nicht mehr zufrieden geben.

    Email von C.D. geb. in Budapest, Musiker und Computerfachmann, lebt seit 30 Jahren in der Nähe von Haifa

    “ …Ich hatte einen langen funk-ausfall. Aber nicht, weil ich nicht wollte, sondern wegen der schweren zeiten, die meine frau und ich durchmachen. Wir sind im „krieg“ gegen alle, die an der Macht sind: Premierminister, gegen Knessetmitglieder, das Gesundheitsministerium etc. Hier im land gab es fast einen volksaufstand wegen der korruption. Meine frau war im TV, ich sprach im Radio, auch viele andere Menschen haben sich gegen die regierung gewandt. Wir sind in Israel auf einen stand gekommen, den ich (leider) schon vor 15-20 jahren vorausgesehen habe: die entwicklung einer unmenschlichen, unwürdigen nicht liberalen struktur in der israelischen gesellschaft. Ein „Import“ aus Amerika:
    das menschenleben ist nicht mehr höchster wert! Alte Menschen ab 40-50 + haben keine existenzberechtigung mehr, für sie gibt es keine arbeit, keine gesundheitsbetreuung. Die welt gehört den jungen. Endlose interviews und zahlreiche vorstellungsgespräche habe ich geführt. Von allen früheren arbeitsplätzen habe ich die besten referenzen. Trotzdem bin ich schon seit drei jahren arbeitslos und es gibt keinen ausweg aus dieser mausefalle – wegen des alters.
    Leider ist E. verstorben, auch das ehepaar M.
    Die Pioniergeneration stirbt langsam aus und der Staat Israel ist wie die Dritte Welt.
    Ich hoffe auf die zukunft, die es hier nicht mehr zu geben scheint und hoffe, einmal wieder über bessere dinge berichten zu können …“

    Albertli

    Albert, hier auf dem Arm seiner Mutter, hat mir die „Trucke“ mit seinen Fotos gebracht. Er ist der Letzte aus seiner Familie, geht auf die Neunzig zu und weiss nicht, wer sich für Bilder, Briefe und Postkarten interessieren könnte. Am liebsten erzählt er vom Aktivdienst, zeigt mir einen Brief, den ihm die Mutter 1942 zum Geburtstag ins Militär geschickt hat. Das Papier ist voller Weinflecke. Die Mutter bedauert, dass es im Dorf keine Schokolade zu kaufen gibt. Auf der hinteren leeren Seite hat Soldat Albert ein Gedicht gegen Hitler aufgeschrieben.
    Er kanns noch heute, nach mehr als 60 Jahren auswendig.

    Wie versprochen, hier ein kleiner Einblick:

    Alles ging gut, die Dame war sehr kompetent, 3rd musste keine Tests machen, nur reden.
    Sie ist aber leider nicht für uns zuständig, wie es sich für kompetente Leute gehört.
    Der Fall ist klar, Mobbing gegeben, das Muster auch, kann sich leicht wiederholen.
    3rd braucht mit Therapie ein halbes Jahr, bis er wieder o.k. statt k.o. sein wird.
    Nichts dogmatisch, alles sehr pragmatisch auf dieser EB.
    Und bei der Polizei waren wir auch.
    3 Seiten Protokoll eines einzigen
    Vorfalls und nichts als
    die Wahrheit.

    Ein bisschen klassisches Drama ist in dieser tragischen Situation. Ein wenig griechische Sage in unserem Aktivismus und ein Zipfel Pokémon in 3rds Kampfgeist (Rest).

    In diesem Jahr kann ichs kaum erwarten, dass das „Weierli“ auf geht. Kein Sommeranfang ist besser, als anfangs Mai die Familiengarderobe einzurichten: Badekleider, Tücher, Sonnencreme, Bastmatten, Sonnenschirm, Spielzeug, Pflaster, Mineralwasser … Wenn ich komme, sind die noch Älteren schon da, sitzen im Badekleid auf den Plastikstühlen, kümmern sich keinen Deut um schön oder nicht schön, quatschen, rauchen, trinken Kaffee, erzählen von ihren winterlichen Carfahrten nach Spanien an die Sonne.
    Der ehemalige Patrizier-Fischteich, gespiesen vom Wasser des Stadtbachs, ist der Inbegriff des Sommers in Bern-West, ein erweitertes Wohnzimmer.
    Als Kind vom Land nahm mich Tante Fridali mit ins Weierli, damals noch mit sumpfigen Ufern umgeben von magerem Baumbestand. Ich genierte mich schrecklich, mich hinter einem der mickrigen Baumstämmchen auszuziehen. Meine gestrickten Baumwollunterhosen saugten sich schwer voll Wasser, hingen mir bis in die Kniekehlen – tropften jämmerlich. Wie ein Wunder kam es mir vor, dass schon kleine Kinder aufs Floss in der Mitte des Weihers schwimmen konnten.
    Die Stadtkinder schienen mir viel glücklicher, als diejenigen auf dem Land. Sobald ich einmal auf dieses „Inseli“ schwimmen könnte, würde ich auch glücklich sein, davon war ich überzeugt.
    Morgen ist Saisonstart. 25 Millionen Liter Stadtbachwasser sind für uns bereit, tadellos sauber und täglich mehrmals geprüft.
    Gestern stand ich noch vor verschlossenen Toren.
    Der Bademeister vertröstete mich auf Mittwoch:
    „Es het ja ersch grad no gschneit.“

    der Sonntag wurde bei uns zu Hause „geheiligt“. Da tat man, ganz nach Dem Gesetz, kein Werk. Auch wenns die ganze Woche ins Heu geregnet hatte und es am Sonntag endlich trocknete, alles blieb liegen bis am Montag. Die emsigen Nachbarn konnten meine Eltern nicht nervös machen. Diese spielten mit uns Ball auf der Einfahrt. Manchmal legten wir ein sauberes Leintuch auf den Graswagen und assen Mutters Fladenkuchen „Gleichschwer“ mit Äpfeln oder Kakao oder wir machten eine kleine Reise nach Thun, setzten uns alle an die Strassenböschung und schauten auf den Bauplatz, wo die Autobahn nach Spiez entstand.
    Die Dörfler fanden uns etwas seltsam, weil wir am Sonntag nie eine gute Gelegenheit beim Schopf packten. Aber am Ende des Sommers hatten wir nicht weniger Vorräte als die anderen Bauern.
    Obwohl es die Musse heute schwerer hat, (man „präpt“ für die Schule, erledigt Post, liest die liegen gebliebenen Zeitungen, tut „es Wöschli ob, putzt Tablare, bügelt, packt Mappen und Taschen für die kommende Woche), kommt es auch heute noch vor, dass jemand am Sonntag „das Heu liegen lässt“:

    Montags-Email von M.:
    … Habe in der Nacht auf Sonntag von Kälbern geträumt. Huch. Gestern haben mir Gänse im Köniztal den Weg versperrt. Die sahen „hennegänseaggressiv“ aus und haben gegackert und gefaucht. Ich gebe schon bald eine dieser Romanfiguren von einem Schweizer Autor ab, weisst du, so eine, die über die Höger geht und nichts sagt und geht und Berge kuckt und geht und frisches Holz riecht und geht und Bussarde hört und geht und geht und geht. Du lieber Himmel …

    Liebe M.
    diese rässen Hunde, die Traktoren, Kälber, Truten, Hähne, elektrischen Drähte, Gänse, Lamas, Wasserbüffel, Damhirsche machen den Längenberg wirklich zur Camel Trophy im Naherholungsgebiet.