Nach dem Regen lag der Garten unter einer dicken Laubdecke. Das war am vergangenen Mittwoch. Mit dem Reisigbesen begann ich, diese sonnenverbrannten, „chlefeldürren“ Blätter zu Haufen zusammenzufegen, …

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Zuerst müsse er beten, erklärt der Mann und legt den Gebetsteppich in unserem Gemeinschaftraum aus – mehr gegen Süden, als gegen Osten?

Aber einer wie er kennt die Himmelsrichtungen besser als wir. Unterdessen berichtet der Hausmeister seiner Familie im 12. Stock, dass er überraschend einen späten Gast aufgenommen habe. Kissen, Decke und Essen werden bereit gemacht.

Der Fremde hat einen besonders anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Mit seinem 17 Meter langen Lastwagen, voll beladen mit Tannenbrettern für unsere Baustelle, kommt er heute aus Österreich. Das härteste Stück des Weges wartet am Ende seiner Fahrt auf ihn: Manöverieren des schweren Fahrzeugs durch die engen Quartiergassen von Bern West. Nur ein Profi schafft das. Dann hält er gegen 21 Uhr neben dem längst geschlossenen Bauplatz.

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… Vollmond – ein Blue Moon – in diesem Monat.

Das Bild ist von Quint Buchholz und heisst „Abendvorstellung“.

Gestern Nacht sah ich eine Weile dem Mond zu wie er, tatsächlich blau schimmernd, durch die Regenwolken über dem Block schwamm – oder trieben die Wolken an ihm vorbei?

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La mer, les a bercés
Le long des golfes clairs
Et d’une chanson d’amour, la mer
A bercé mon cœur pour la vie

La mer (Text), Bild: Pascaline Mitaranga
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Blogk musste in den vergangenen Wochen warten. Obwohl ich jeden Tag früh auf den Beinen war, schien es mir, zu nichts zu kommen. Die Tage hingen wie Blei an mir, und wäre da nicht der Garten gewesen mit den dürstenden Pflanzen, ich wäre einfach im 16. Stock geblieben. Als Chronistin habe ich zweifellos in der letzten Zeit versagt. Jedes einzelne Familienmitglied hatte einen total gedrängten Terminkalender. Es kam zu Kollisionen, man musste improvisieren, manchmal etwas absagen, auf- und verschieben, hie und da wurde sogar etwas vergessen – was die aus dem Lot geratene Welt nicht kümmerte.

Hier eine gemischte Auswahl Bilder aus den vergangenen Wochen:

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Früher habe ich hier ab und zu von den Alten im Weierli berichtet. In diesem Jahr fallen mir die zahlreichen „auswärtigen“ Väter und Mütter auf. Sie schieben die unterschiedlichsten Fahrräder, Trottis, Kinderwagen und -anhänger und sind prima organisiert mit Schirm und gekühlten Melonenwürfeln. Der Nachwuchs ist ordentlich be-hütet und eingecremt, trägt seine Badesachen und die Trinkflasche in einem Rucksäckli. Vor mir springt ein Junge mit Bauchlandung ins Wasser. „Bravo!“, lobt ihn seine Mutter. Heute trage ich wohl wieder das Badekleid mit der Aufschrift „Hier dürfen Sie Ihre Lebensgeschichte erzählen“. Kaum habe ich mir das Wasser aus den Augen gezwinkert, vernehme ich, dass hier eine zufriedene, glückliche, vierfache Mutter vor mir Wasser tritt, heute leider nur mit zwei Kindern, da die Zwillinge im Moment beim Voltigieren sind, was in französischer Sprache statt findet und der Kinder dritte Fremdsprache ist. Eigentlich kommt die Familie aus dem Graubünden, weilt im Moment in einem Ferienhaus am Murtensee, der leider von einer Entenflohplage befallen sei und deshalb unser Schwimmbad einfach himmlisch und toll ist, und erst noch gratis. Nein, der nahe Bielersee ist auch nicht zum Baden geeignet: Blaualgen!! Alle vier Kinder leiden unter Wachstumsschmerzen, mussten das Leichtathletiktraining aufgeben, schwimmen aber 3-4 mal pro Woche sportmässig. Das Babyschwimmen des Nachwuchses und die damalige Anstrengung der Mutter, um den geeigneten Kurs zu finden – ich glaube in St. Gallen – wird durch einen weiteren Platsch des Jungen unterbrochen. Ich verabschiede mich mit guten Wünschen für erholsame Ferien. Mir wird bewusst, wie lange ich nie mehr etwas unter Aus erster Hand notiert habe, und dass der Slogan meiner Partei „Für alle, statt für wenige“ hier super umgesetzt wird.

Foto: Nesh, 09.07.23, 16:10

... Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle
So klar und deutlich mir ins Fenster drang,
Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelle
Sich ums Vergangene wie ums Künftige schlang:
Um Mitternacht.
Johann Wolfgang Goethe: Um Mitternacht (1818)

Foto vom 03.07.23, 23:05: Im Fensterflügel spiegelt sich der Mond. Die Lampe des Kranlastauslegers beleuchtet den Fensterrahmen.

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Als mein Vater gegen die Neunzig ging, brauchte es einige Überredungskünste, ihn zu einem Schuhkauf zu bewegen. Rentiert sich das noch in diesem hohen Alter? „Unbedingt!“, versicherten wir Töchter. Zwischen 94 und 95 begann er, sein Hochbeet abzubauen, pflanzte die Kartoffeln in eine Reihe Töpfe wenige Schritte vor die Haustür und räumte Dieses und Jenes in Keller und Heubühne auf.

In meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die sich weit vor dem Greisenalter verkleinern, sich von einem grossen Teil ihrer Habe trennen, versuchen, gute Plätze für ihre „Lieblinge“ zu finden, besonders für Bücher. Was nicht leicht ist. Eigentlich sollte ich längst in dieser Abbauphase sein – ich gebe mir Mühe. Trotzdem findet hie und da etwas bei mir eine Bleibe …

… wie dieses zauberhafte Buch aus dem Jahr 1907. Lisa Wenger, einmal meistgelesene Schriftstellerin der Schweiz heute beinahe vergessen, Malerin, Frauenerechtlerin, Grossmutter von Meret Oppenheim und kurz Schwiegermutter von Hermann Hesse ist die Verfasserin und Illustratorin dieses Werks. Die Erstausgabe Stuttgart : Verlag von Gustav Weise, 1907 ist kaum noch erhältlich.

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Der Dekan überreicht sie dem Erzbischof. Dieser stellt sich vor den Thron, stemmt die Krone hoch zwischen Kreuz und Taube, führt sie sorgfältig schräg nach unten und setzt sie in einer leichten Linksdrehung auf das ergraute Haupt des Königs, hebt sie noch einmal kurz auf, kippt sie dem Geduldigen etwas in die Stirn, drückt den mehr als 2 Kilo schweren Kopfschmuck ein Mü nach rechts, noch ein „Rückli“, dann erzbischöflicher Kontrollblick auf die Ausrichtung des Hermelinrandes. Der Monarch dankt mit den Augen. Heute passt sie besser als damals 1969 in Wales. Dem frisch Gebackenen krönten hätte die Prinzenkrone die Sicht verwehrt, wäre da nicht sein kräftiges, rechtes Ohr gewesen. Seine Mutter erzählte Jahre später einem von ihr geschlagenen Ritter, dass sie sich beim Anblick ihres Ältesten das Lachen habe verbeissen müssen.

Grosses Mädchen wohnt im Moment bei einer Gastfamilie in England. Diese ist gezwungen, nach Heat or eat zu leben. Die Nächte sind kalt, und meist sind zwei Paar Socken und zwei Pullis besser, falls man so etwas besitzt.

In meinem Umfeld gibt es erstaunlicherweise noch Leute, die dem naturliebenden König eine Verbesserung der Umwelt zutrauen. (Wir wissen ja inzwischen, wer zuletzt lacht stirbt). Immerhin habe auch die Königin im Sinne von Nachhaltigkeit eine alte Krone recyceln und keine neue anfertigen lassen. Das ist alles, was ich von diesem „Corona“ mitbekommen habe.

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Einen Moment lang sind die Sterne zum Greifen nah. Wir gehen zum Mond hinauf, denkt Emilio. Opa kennt sicher einen geheimen Weg!

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Doch, doch, wir färbten auch dieses Jahr Eier. Ich lehnte mich ein bisschen zurück und liess die Jungen und ganz Jungen machen, habe sozusagen den Stab das Ei weiter gereicht. Das Färben fängt ja schon beim Kräuter Sammeln an. Welche Blüte, welches Blatt, welcher Halm passt sich der Eiform am besten an? Meine Enkelinnen übernahmen diese Aufgabe zuverlässig.

In den vergangenen 45 Jahren entstanden in den Händen zahlreicher zugewandter Färber*innen die schönsten Ostereier. Der grösste Teil wurde regelmässig an Nachbarn und weitere Bekannte verschenkt oder zu Gunsten einer Schule verkauft.

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Zufällige Begegnung auf einer Liste von Kurzfilmen, abgerufen auf Youtube am 05.04.2023

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Als ich letzthin eine alte Zeitung überflog, sprang mir der Satz ins Auge, dass das Glück auch vom Ort abhängt, an dem wir uns aufhalten. Der Autor verriet ein paar Tipps, wie er persönlich sein seelisches Wohlbefinden pflegt: fasten, schlafen, gesunde Ernährung, unbesiegbar machen ihn kalte Duschen oder Bäder, Saunagänge, joggen, Licht tanken, meditieren … Gerne hätte ich später diese und weitere Erkenntnisse des erfolgreichen Psychologen verlinkt, fand aber den Bericht leider nicht mehr.

Item, in der Handelszeitung vom 22.03.2023 steht, dass in Finnland die Menschen 2023 zum 6. Mal in Folge die glücklichsten der Welt sind. Auf der Weltglücksliste vom 3. auf den 8. Platz abgesackt ist die Schweiz – u.a. nach Israel auf Platz 4. Afghanistan und der Libanon machen den Schluss. Glück scheint, wie der oben erwähnte Fachmann feststellt, auch vom Ort abzuhängen.

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Heute um 18:40 Uhr

Video: Sarah

Von unserer hohen Warte aus beobachten wir oft Rotmilane, Krähen, Tauben, Amseln, Spatzen, ab und zu einen Reiher oder ein paar Möwen vom Wohlensee,

und heute – noch nie dagewesen – Störche! „Woher und Wohin?“ würden wir sie gerne fragen. Immerhin wird den Reisenden die Nacht auf den Hochkaminen nicht allzu kalt werden.

Wenn etwas nie fertig wird, dann ist das Der Stammbaum, eine immerwährende Beschäftigung für angefressene, tüpflisch … de Pensionierte. Als meine Mutter uns die Kirchenrodelblätter der Familie meines Vaters hinterliess – sie selber wusste wenig über ihre Herkunft – begann ich, das Gänsekiel- und Federgekrakel auf eine Genealogie-Plattform zu übertragen und zu ergänzen.

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… nahezu voll, steht um diese Uhrzeit direkt über dem Block. Wieder einmal muss ich mich weit aus dem Fenster lehnen, um ihn zu sehen.

Fast alle frühen Gesellschaften bedienten sich der regelmässigen Mondzyklen, um die Zeit zu messen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass wir mit der Astronomie begannen, einfach weil wir es konnten, und weil es schön ist, den Nachthimmel zu beobachten.

Ben Moore : Mond, Kein & Aber, 2019 ISBN 978-3-0369-5799-9

Unter meinen Fenstern schwebt der 50 Meter lange Lastausleger des Krans. Im Hintergrund hält das letzte Tram zur Endstation Bern-Brünnen.

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Seit Mitte Februar warten die ersten Gartenbilder 2023 auf einen Text. Der Winter war einfach nie meine Zeit, auch nicht, bevor ich Zeitungen lesen konnte. Zwar stehe ich immer früh auf, mache das Mittagessen für die Enkelkinder bereit, werfe einen Blick auf den Bauplatz, erledige Krims und Krams wie Osterdekoration knutselieren, Balkon fegen, Vorhänge waschen, Tischtuch nähen und endlich auch das Lavendelkissen, welches ich meinem Schwiegersohn zu Weihnachten schenken wollte. Dabei wäre ich oft lieber mit einem Apfel und einem Buch im Bett geblieben, wie damals als Kind im alten Bauernhaus.

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Den Ratten im Kreis 3, dem südlichen Teil der Stadt Bern, blieb nichts anderes übrig, als nach Jahrzehnten umzuziehen, wo sie sich doch in den alten Mauern so wohl gefühlt hatten. Als vor einem Monat die Bagger zum Abriss Rückbau auffuhren, um einer neuen Überbauung Platz zu machen, zogen die Ratze – ratzfatz – in den Keller des denkmalgeschützten Nachbarhauses am Gartenweg. Dort liess der Kammerjäger nicht lange auf sich warten, denn die Mieter*innen weigerten sich, Waschmaschine, Fahrräder, Sportkrempel, Wein, Notvorrat und Gartenmöbel mit den neu Eingewanderten zu teilen. Das erzählte mir meine Freundin Marwa, die als Bewohnerin nicht warm werden konnte mit den pelzigen Flüchtlingen.

Meine Nachbarin verbringt den Winter am liebsten in einem kleinen marokkanischen Dorf am Meer, nicht weit entfernt von Argan- und Olivenbäumen. Eigentlich wollte sie bis im April an der Wärme bleiben, die Füsse im Salzwasser schwaddern, ab und zu ein Tajine kochen und lesen. Vor drei Wochen kam sie zurück nach Bern, wo nachts noch Minustemperaturen herrschen und vormittags oft der Hochnebel über den Dächern hängt. Der Grund für diesen verkürzten Aufenthalt: Baulärm! Das magrebinische Nest am Meer ist ein Surf-Hotspot geworden. Junge Leute aus aller Welt fallen mit ihren Brettern zahlreich in der lauschigen Bucht ein. Fischer und Söhne werden zu Motorradvermietern, Hoteliers, Surf- und Tauchlehrern oder betreiben einen Shop. Das Häuschen meiner Nachbarin stand bis jetzt am Dorfrand, aber nun wird links, rechts und hinten gebaut. Im Kopf meiner Nachbarin und ihres Ehemannes nahm das monatelange Klopfen auch nachts kein Ende. Dann schon lieber unter Null, Bise und Hochnebel.

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Die Zeichnung liegt schon recht lange in einer Archivschachtel, und ich hole sie raus für den Februar-Vollmond.

Unsignierte Zeichnung von Karin Widmer, ca. 1994
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Wieder ein grauer, kalter Tag. Ich erledige nur das Nötigste. Heute will ich aus aktuellem Anlass hauptsächlich lesen. Das gerettete Buch des Simcha Guterman steht seit 1993 auf meinem Bücherbrett. Bis heute konnte ich es nicht lesen. Ich versuche es – ein erschütterndes Dokument.

Bei Bauarbeiten im polnischen Radom wurde 1978 eine versiegelte Flasche mit zusammengerollten, engbeschriebenen Papierstreifen gefunden. Es ist der Nachlass des Juden Simcha Guterman, der unter grössten Gefahren auf der Flucht durch Polen die grausamen, vernichtenden Erlebnisse seiner Familie und seiner Mitbürger*innen auf diese Streifen kritzelte, in der Zuversicht, dass diese Flaschenpost einmal gefunden würde.

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