Juni 2012


Heute hat Deutschland gewonnen, 2:1 gegen Italien. Deutschland im EM-Final! In allen Quartieren Berns sind Deutsche aus Restaurants, Kirchgemeindehäusern und Wohnungen gestürmt, haben einander und jedem Passanten erzählt, wie es zu den beiden genialen Toren gegen das schwache – nein das starke! Bestens aufgestellte! – Italien gekommen sei, haben von den Balkonen und aus den Bars heraus die Namen ihrer Spieler skandiert, sich in ihre Autos gesetzt, Fahnen daraus flattern lassen, sich in einen endlosen Konvoi eingereiht und ein Riesenhupkonzert veranstaltet, das nur überschallt wurde vom immer wiederkehrenden Ruf: „Es lebe Deutschland!“.

Aber nein, so war es nicht. Das wäre nicht tolerierbar.

Schon wieder ist die Wochenteilung, wie früher Nachbar Hirsiger den Mittwoch nannte, längst vorbei. Dabei wollte ich doch etwas übers vergangene Wochenende schreiben, was ich jetzt verspätet tue, denn sonst wären meine Notizen im Minimoleskine umsonst gewesen. SamstagSonntage muss ich seit langem „planen“, was eigentlich unnütz ist, denn vielleicht verpasst man bei diesem Überangebot an Events immer das noch Interessantere. Weder Flüchtlingstag auf dem Bundesplatz, noch Kantonal Bernisches Jodlerfest in Schwarzenburg, Brocante in Düdingen, Greenfield in Interlaken oder Offene Gartentür in Wabern konnte ich am letzten Wochenende berücksichtigen, leider auch nicht die Einweihung des neuen Kinderspielplatzes des Kompetenzzentrums für Demenz in meiner Nachbarschaft. Denn ich musste zum Hausmann, besser gesagt: zum Hausmann der Nation. Der gab eine Vorstellung im Tscharni. Ich kenne ihn ja nur vom Brüggepuur Migros Magazin, wo er die wöchentliche Kolumne schreibt. Da unser Quartier, ausser ab und zu den Stadtpräsidenten, selten Promis zu Besuch hat, wollte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Das Publikum bestand, wie erwartet, hauptsächlich aus Frauen, mehr älteren als jungen. Meine Nachbarin Barbara, die Zeitungsverteilerin, fand es super, den Hausmann mal in echt zu sehen und erst noch gratis.
Wenn einer dann anfängt mit „Tscharnerguet, du bisches„, wie es der Berner aus Zürich tat (verwandt mit Chlöusu Friedli), kann er anschliessend beinahe alles erzählen.

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Hüt bi-ni- scho früeh uf u ha als erschts d’Balkontür g’ölet, die rugget scho sit Langem u ds Ölpintli steit o scho lang ume u isch mer im Wäg.
Geschter ha-ni d’Winterzibele usgmacht.

Winterzwiebeln 2012

Eigentlech hätt i drmit no chönne warte, aber i ha gförchtet, dr Räge mach se de zfule u das wär schaad gsi.
Hinger de Alpe schint zwar im Momänt d’Sunne i wissi Wulchefätze, aber über de Voralpe, dr Nünene u em Gantrisch bis zum Ochse hange scho wider schwarzi Rägewulche.
Früech ufstah finge-n-i guet. I cha de alls erledige, was mer geschter zwider isch gsi, so chlis Gschmöis, wi äbe die Balkontür öle oder Poscht sortiere u ändlech Zyttigsartikle läse, wo n-i ha gsammlet oder eifach e chli zum Fänschter us luege u warte, bis dr Tag richtig agfange het.
Im Momänt isch vil los. Ehrlech gseit wurmets mi, dass i für d Euro 2012 keni Bildli gsammlet ha. Aber d’Tuuschpartner hei mer eifach gfählt u das wär ja das, was eim Spass macht. Ganz verzichte muess i zum Glück als Pensionierti nid uf Fuessballfröideli. Mini früechere Arbeitskollege, si si o mini Fründe, gö mit mir gärn es Spil ga luege, sigs i ds Pub, i irgend ene Beiz am Stadtrand oder äbe hüür i dä Schuppe …

In-Schuppen

… wo dr Räge i Biimer tropfet u de ds Signal für ne Momänt verlore cha ga, was ds Volk nid stört. Mi roukt Gras u angers, isst e Wurscht, für d’Vegetarier gits Falafel, trinkt es Burgdorfer Bier, hocket uf spröde Plastikstüehl u hoffet, dass es während em Bildusfall ändlech 1:1 gä het, was aber am Samschtig im erschte Spil nid dr Fall isch gsi, obwohl d’Ching i ihrne Messi- u YB-Liibli „Hopp Holland, hopp Holland“ gschroue hei u dä hinger mir sogar „Heilandtonnergähtimändlechgodverdomme“ gmööget het. Mir het die schäbegi Lokeischen guet gfalle. I bi mer vorcho wie im Usland, obwohl’s ja nume es Quartier am angere Ändi vo dr Stadt isch gsi. Inzwüsche ha-n-i ghört, äs sig e „In-Schuppe“ für Schutte z’luege.
Itz schiint d Sunne uf d Blüemlisalp, wo d’Lücke zwüschem Gurte u em Ulmizbärg usfüllt. Vom 16. Stock us gseh, isch dert obe mit em Iisch u-n-em Schnee no alles ir Ornig.
E guete Tag!