Januar 2014


Ariel S.

Foto aus: BaMahane, 12. Juni 1967, S. 38

Es war an einem heissen Nachmittag in Jericho Mitte Juni 1967. Ich besuchte Freunde im israelischen Militärcamp. Im Kaumschatten einer zerfledderten Palme briet sich ein Soldat ein paar Spiegeleier, welche in Kartons gestapelt neben dem Kocher standen. Andere versuchten mir beizubringen, einen Kreisel an einer Schnur zu zwirbeln, als sich in flottem Tempo ein Jeep näherte, ein staubiger Wilder lachend über die Tür sprang und einige Worte mit dem Offizier wechselte. „Passt gut auf die Araberin auf“, meinte er, zwinkerte mir zu, salutierte unter die Palme und war schon wieder weg.
Ich erinnere mich, dass nach diesem Blitzbesuch Arik Sharons, des obersten Befehlshabers der Region, wir jungen Leute überzeugt waren, dass das Schlimmste vorbei sei und nun alles gut werden würde.

In den vergangenen acht Jahren wurden mir unzählige Fragen gestellt (für mich unsichtbar steht auf meiner Stirne: Fragen jederzeit erwünscht!!).
Zu meinem Erstaunen wurde ich oft gefragt, was eigentlich mit dem Sharon sei, man höre so nichts. Einige waren enttäuscht, dass ich auch nichts wusste.
Nun durfte er abtreten, ohne dass alles gut ist.

immer und ewig

Fotoalben gabs bei uns keine, dafür eine Fototrucke (Schachtel), in welcher wir Kinder gerne stöberten. Bis ins hohe Alter erzählte uns die Mutter Geschichten zu den abgebildeten Personen, so lebhaft und präzise, als wäre sie noch gestern mit ihnen zusammen gewesen, während sie sich an alles, was vor fünf Minuten war, nicht mehr erinnern konnte.
Nach langer Zeit nehme ich einige Schachteln des Nachlasses meiner Eltern zur Hand, schaue mir besonders die alten Hochzeitsfotos an – und bin ganz gerührt. Dabei versuchte ich diese Anlässe mit wenigen Ausnahmen zu meiden. Von der Verwandtschaft wurde ich oft und gerne zu Hochzeiten eingeladen, galt ich doch als die, welche Schwiegermutters selbstgedichtetes Gedicht lustig vortrug, dem Griesgrämigsten ein Lächeln entlockte, schnell eine Dekoration für unangemeldete Gäste „ersann“ und aus dem stets paraten weissen Stofftaschentuch und einem Blütenzweig den vergessenen Brautstrauss ersetzte.
Marie, Ida, Lina, Dorli, Frieda, Ruthli, Hanni, Margaretha, Johanna – diesen jungen Frauen hier zwischen Emme und Simme steht ein arbeitsreiches Leben bevor.
Sie haben das Beste daraus gemacht.
Und hört nicht auf mich. Heiratet und macht viele Fotos!

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Eis 1

Alle streben und eilen,
und suchen und fliehen einander,
Aber alle beschränkt freundlich die glättere Bahn.

Alles gleitet unter einander,
die Schüler und Meister,
Und das gewöhnliche Volk, das in der Mitte sich hält.

Jeder zeigt hier, was er vermag;
nicht Lob und nicht Tadel
Hielte diesen zurück, förderte jenen zum Ziel.

Von einem begeisterten Eisläufer

Eis 6 Eis 7
Eis 8 Eis 9
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… habe ich mich neben zwei Hütchen-Schnurrbärte-Tischbomben ins neue Jahr geschlichen – nur mit einigen *Büchern bepackt und bar jeglicher guten Vorsätze. Der Weihnachtsschmuck samt Krippenfiguren wurden dieses Mal termingerecht nach den Dreikönigen in Keller und Grossvatertrögli versorgt. Alles sauber angeschrieben: „Ochs, Esel, Hirte, Eichhorn. Sorgfältig auf weicher Unterlage auspacken.“ Man will’s zur Sicherheit nur gesagt haben, falls… Ein abgebrochenes Schafohr oder Ochsenhorn wäre ärgerlich. Dabei ist mir schon klar, dass es – mitüüri – grössere Probleme gibt, als Ochsenhorn und Schafohr.

Heute koche ich, wie jeden Donnerstag, für die ganze Familie: Dörrbohnen und Fleisch aus der Region in einem bretagneblauen Creuset-Topf aus Montpellier, gewürzt mit Knoblauch aus dem Kosovo, Loorbeerblättern aus Sevilla, einigen Kräutern aus Marokko und Italien, Salz aus der Camargue und Rauchsalz aus Albuquerque, New Mexico (und gesünder als die Kristalle, mit welchen Walter und Jesse so werkeln).

Creuset in Bretagne Blau

Wenn man das Wort noch hören könnte, wäre das glatt ein Multikultitopf.
Zum Dessert gibts eine Stachelbeeren-Quarkcreme (Stacheln aus dem Garten tiefgefroren) und dazu eine luftige Panettone.

*Ich finde die Bücherlisten der Blog-Frauen immer spannend und lese sie mit grossem Vergnügen, obwohl ich selten einen Titel kenne – geb’s gerne zu. Danke herzlich für alle Büchergeschenke und -tipps!

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Neujahrskarte um 1910

Neujahrskarte um 1910 aus dem Nachlass von Albert,
unterschrieben: Familie Hofmann, Tannegg)

Was tut wohl die Rose zur Winterszeit?
Sie träumt einen hellroten Traum.
Wenn der Schnee sie deckt um die Adventszeit,
träumt sie vom Holunderbaum.
Wenn Silberfrost in den Zweigen klirrt,
träumt sie vom Bienengesumm,
vom blauen Falter, und wie er flirrt.
Ein Traum, und der Winter ist um!

Aus:
Kaléko, Mascha: Werke aus dem Nachlass Bd. I, München : dtv, 2012, S. 546, ISBN 978-3-423-59087-7