Juni 2014


Meertruebeli

Dieses JOHANNisbeer-Foto zum Beitrag ist nur scheinbar unpassend (aus meinem Garten)

Ginge es nach den Jungspunden, würde die Frauenorganisation in meiner Partei aufgelöst. Sie sei nicht mehr zeitgemäss, denn schliesslich hätten wir, argumentieren die jungen Genossen, abgesehen von einigen Kinkerlitzchen, die Gleichstellung der Geschlechter erreicht. Allenfalls könne man ja eine Art Geschlechterbüro einrichten.
Wieder typisch, denke ich. Eine super funktionierende selbsttragende Organisation, die sich – weil für Frauenanliegen – für die ganze Gesellschaft einsetzt, wird demontiert und irgendjemand soll irgendwie irgendwo irgendwann ein neues, „auch den Männern zugängliches“ Büro aufmachen.

Dass Männer nicht vernächlässigt, gar ausgeschlossen werden, dafür setzt sich neuerdings auch eine SVP-Stadträtin ein. (Ich mag gerade nicht verlinken.)
Wie bitter sei es z.B. beim Schweizer Frauenlauf Bern für die Männer, nur Zuschauer am Strassenrand sein zu dürfen, obwohl sie doch täglich joggen (während ihre Frauen einkaufenkochenwaschenkindervonderkitaabholenputzen?) und sie mit ihren kräftigen Waden den Lauf problemlos bestreiten könnten, wenn man sie nur liesse. Ein reiner Männerlauf muss her! Die rechte Stadträtin wird ihn für ihre unterdrückten Brüder organisieren. Das ist sie ihnen schuldig, denn zusammen mit zehn SVP-Männern darf sie schliesslich als einzige SVP-Frau im Stadtrat sitzen.

Eigentlich wollte ich einen Beitrag über die Frauen schreiben, denen ich in der vergangenen Woche begegnete.
Ein paar Notizen auf meinem Zettel:
Suzanne: „Manchmal liege ich in den Bohnen, schaue in den Sternenhimmel und merke, wie klein ich bin.“
Lotti: „Als ich jung war, machten mich Wörter wie ‚Ewigkeit‘, ‚unendlich‘ und ‚Universum‘ fast wahnsinnig.“
Therese: „Nachdem ich den ganzen Vormittag anspruchsvolle Kundinnen und Kundinnen beim Kauf von Vorhängen und anderen Dekostoffen beraten habe, lege ich mich in der Mittagspause im Sousol des Geschäfts auf eine Liege zwischen die neuesten LED-Vorhangkollektionen. Da kann ich super abschalten.“
Marie-Luise: „Mit dem Literaturpreisgeld will ich einen Hühnerhof bauen mit einem starken in die Erde gesetzten Zaun gegen den Fuchs. Dann reichts vielleicht noch für einen Wintergarten.“
Leni: „Als Politikerin ist es schwierig, Freundschaften zu schliessen, die das Amt überdauern.“
Louise: „Nächsten Monat werde ich anfangen, jungen Kriegswitwen in Sri Lanka Englischunterricht zu geben, damit sie die Aufnahmeprüfung in eine Schule bestehen. Diese Frauen gehören zu der alleruntersten Kaste und haben sonst null Chancen.“
Franziska: „Ich bin daran, intensiv Italienisch zu lernen, weil ich mich im ‚Movimento AvaEva‚ engagiere. Als Biologin biete ich den ‚Grossmüttern‘ u.a. Wanderungen zum Thema ‚Pflanzen‘ an. Die Frauen helfen mir mit der Sprache, so dass mir das Italienische immer leichter fällt.“
Kea: „Dass es dem Kalifornische Mohn in deinem Garten nicht zu gefallen scheint, ist nicht deine Schuld. Ich habe ihn in meinem Garten in Kalifornien ausgesät und nichts ist passiert.“
Madeleine: „Als Grossmutter brauche ich ein grosses Auto und eine grosse Kuchenform.“

In diesem Jahr gibts Johannisbeeren in reichen Mengen – es ist ein Geben und Nehmen in Form von leckeren Kuchen und Konfitüren. Gelee für die Spitzbuben wird auch noch eingekocht.

Hulk

(„Blumenmädchen“ das Grüne ist von Jeff Koons, Foto: FAZ, 24.06.14)

Natürlich ist meine Freundin Caroline selber gross, trotzdem konnte ich’s nicht lassen, ihr den klugen Rat eines Mannes für ihren ersten Besuch der Art Basel mit zu geben:
Schaue nur – Kaufe nichts! (Simon de Pury, Kunsthändler).

Hier das „klitzekleine querschnittchen-appetithäppchen von der art basel“ für die Daheimgebliebene:

Liebe Frau Blogk
um es grad vorwegzunehmen, ich fand die art basel ganz famos. wir waren zu viert, schwärmten aber im zweierteam durchs geschehen. mittags kurz eine sehr überteuerte bratwurst und ebensolches wasser einverleiben, dann gings weiter. geschaut hab ich viel, gekauft natürlich nichts. wenn man für ein gütterli wasser schon 6.50 bezahlt, liegen schiele, botero, miró … nicht mehr drin.
es hatte hammersaumässiggute werke! frisch gewagtes, zum beispiel ein asiate, der zig hundert murmeln zusammenklebt. zu sehen war ein krieger, sitzend, lebensgross. ich stelle mir schon mal gerne vor, wie der körbeweise glasklare märmle in seinem atelier zu stehen hat. vielleicht ein wenig chaotisch werkelt, die glaskugeln auch den boden bekugeln, der künstler in fiebriger andacht am werk, rutscht aus, wahrscheinlich nicht murmelnd, sondern sich laut artikulierend! unsereins, die des fernöstlichen nicht mächtig sind, nicken trotzdem mitfühlend.
aber nicht nur die kunst hatte es mir angetan, auch die leute waren sehenswert. wie schillerndschrill gezierte fische, gleiten sie, oft im schwarm, vorüber. wunderbar!
ich finde auch jeff koons immer erfrischend (ja, der mit der Cicciolina, sagt frau Blogk). er arbeitet mit metall. das fertige produkt scheint schwebend leicht. seine kunterbunten werke sehen aus wie die ballontierchen, die clowns, vielleicht auch superclowns? … für kinder anfertigen. ausgestellt war ein aufgeblasener badedelfin mitsamt haltegriffen und ventil. so gut! die dinger sehen wirklich federflockigleicht aus. wenn man aber klopft, was man natürlich nicht soll, tönt es metallisch. sehr verspielt, sehr vergnüglich sowas zu sehen.
nach fünf stunden intensiver kunstkonsumation waren wir doch recht knille. so viele eindrücke. ich habe heute morgen im radio gehört, dieses jahr gab es einen besucherrekord, und das die art basel die grösste kunstmesse der welt sei!!! wusste ich nicht.
nächstes jahr gehe ich gerne wieder!

ganz ungekünstelte, dafür herzliche grüsse, sende ich dir in deinen montagabend.

Caroline

Kefen I Kefen II

Als vor einigen Tagen zu später Stunde ohne jegliche Vorwarnung und wie durch Geisterhand mein Faden zum Weltnetz riss, galt meine erste Sorge dem unvermeidlichen Kontakt mit dem Contactcenter meines Anbieters.
Ich gehörte zu denen mit den schlechten Callcenter-Erlebnissen. Umso erfreuter war ich, mit einer freundlichen Beraterin zu sprechen, die mich, ohne auf mein Alter oder Geschlecht hinzuweisen (Stecker nicht eingesteckt, Computer nicht aufgestartet, haben Sie überhaupt einen Computer …), durch eine Liste möglicher Fehler lotste – zwar ergebnislos, aber über ihren Feierabend hinaus. Ein Techniker sei nicht zu umgehen, und der werde mich am nächsten Tag anrufen. Als Herr Guggisberg sich wie versprochen am andern Morgen meldete, bat ich ihn, auf dem Weg zu mir noch schnell im Verteilerkasten an der Melchstrasse vorbei zu sehen, es könne ja sein, dass sich dort die Kabel … Das tat Herr Guggisberg und stellte sogleich fest, dass ich „ausgeschlauft“ wurde. Weshalb, das könne er sich auch nicht erklären. Umgehend werde er mich wieder „einschlaufen“ und alles sollte wieder klappen. Merci vielmal, das tat es!

Schon lange hatte ich keine netzlosen Tage. Ich las das dicke Buch fertig, dazu ein paar Kritiken von schlauen Leuten und einige andere Bücher zum Thema. Jeden Tag schwamm ich einsame Runden in „meinem“ noch sehr kalten Bad, jeden Tag schaute ich im Garten vorbei, zupfte dort, grub hier, hackte überall ein bisschen, schaute den Pflanzen beim Wachsen zu und besuchte die Nachbarinnen in ihren Gärten.

Heute habe ich die ersten Kefen geerntet. Sie sind süss und saftig.

Kefen & Co. Rosen