Mai 2017


Zum Muttertag am vergangenen Sonntag habe ich nichts geschrieben.
Dabei hatte ich doch schon seit letztem Herbst ein passendes Muttertagsbild parat:

Mutter

Diese Urmutter ist Zentrum des Gartens wurde von ihrer Schöpferin Niki de Saint Phalle während sieben Jahren bewohnt. Der Mutterbauch ist eine Höhle aus Tausenden von glitzernden Spiegelscherben, bunten Figuren, Lampen, Türen, wenigen Möbeln, einem Backofen mit Gebrauchsspuren. Durch die Fenster in den Brüsten schaut man hinaus in die toskanische Landschaft.

Ich lebte und schlief im Inneren der Mutter. Die Kaiserin wurde zum Zentrum des Gartens.“ Niki de Saint Phalle.

Vergangenen September besuchte ich mit Tochter und Enkelkindern diesen Garten an einem toskanischen Hügel. Es war ein milder Herbsttag, an welchem die xtausend Glas- und Keramikplättchen der Figuren in der Sonne schimmerten. In dem etwas abschüssigen Gelände hatte ich mich zu Wanderstöcken überreden lassen.
Anfangs ziemlich missmutig und ungeübt stakste ich über die verschlungenen Wege. Klar wurde ich dabei von sportlichen Rentnerinnen und Rentnern überholt, die dann vor den Skulpturen ihre Notizen und Kunstführer zückten und etwas Kluges dazu zu sagen wussten.

Als ich in den 1980er Jahren ein Eau de Toilette „Niki de Saint Phalle“ geschenkt bekam – nachtblaues Flacon mit den zwei Schlangen auf goldenem Verschluss – hatte ich keine Ahnung, dass die Künstlerin daran war, diesen Garten zu schaffen und ihn u.a. mit den Einnahmen der Parfüms zu finanzieren.
Der Besuch dieses zauberhaften Gartens und die Freude der Kleinkrähen zu sehen, die sich zwischen, auf und in den bunten, glitzernden Skulpturen tummeln, war ein unvergessliches Erlebnis.
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Mohn I

Er hat den harten Winter überstanden, der Filigrane. Als Kümmerlimg kam er in meinen Garten und hat sich – nach ernsthaftem Zuspruch („Wirst kompostiert!“) meinerseits – prächtig entwickelt.

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… im vertikalen Dorf.

Familie Hausmeister ist dem Aufruf der Stadt Bern gefolgt und hat im Block einen Neighbours’ Day organisiert. Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Einladungen sahen ziemlich altmodisch aus mit lauter weissen Menschen vor langweiligen sterilen Häusern auf grüner Agglomerationswiese.
Heute früh regnete es in Strömen und Winterjacken waren angesagt. Zusammen mit seinen Helfern stellte der Hausmeister draussen ein Zelt und zwei Grills auf, dazu im geräumigen Hauseingang Esstische, einen Zeichentisch für die Kids, Bänke, Stühle und Matten für die Krabbelkinder.

Zusammen essen

Die kleinen Gaeste

Es gab unglaublich viel zu essen quer durch die Küchen der Welt. Die vietnamesichen Frühlingsrollen, der tamilische Schoggikuchen, das Huhn an scharfer Sauce nach einem ghanesischen Rezept, die kosovarische Pitte, die bernischen Schinkengipfeli und Zitronenmuffins fanden bei mindestens hundert Nachbarinnen und Nachbarn regen Zuspruch. Die Grills waren fest in Männerhand, und auch hier gab es grosszügigen Nachschub. Gefallen haben mir die Gespräche mit den Nachbarn. Bis zu welchem Alter darf man sich mit einer FC Bayern Mütze (Original) im Quartier zeigen? Höchstens bis ins dritte Lebensjahr, sonst sei YB angesagt, witzelte mein Nachbar, der einen Kiosk betreibt. Frau Scherz, Jahrgang 1942, outete sich als lebenslange treue Fanin der Berner. Sie kennt alle Stadien in der Schweiz, war immer mit dem Vater unterwegs zu den Spielen. 17 Jahre alt war sie, als 63’000 Zuschauer zusammengepfercht im Wankdorfstadion das Spiel der Jungen Buben gegen Reims mitverfolgten. War das eine Stimmung – unbeschreiblich – als Geni Meier dieses legendäre Tor schoss! Ein geschichtsträchtiges Spiel – unvergesslich, da waren sich der Mann vom Kiosk und Frau Scherz einig.
Da ich mich für alles interessiere (wenn ich Zeit habe), hörte ich auch Frau und Herrn Egger rechts neben mir gerne zu, als sie mir von ihrem früheren Leben auf dem Land in einem Berner Herrenstock mit wunderbaren alten Parkettböden und einem Bach durch den Garten samt Sprigbrunnen erzählten. Aber nun seien sie froh, im Block zu leben mit Lift und ohne Schwellen.

Die Kinder kümmerten sich nicht ums Wetter. Gespannt warteten sie darauf, dass die Hüpfburg aufgeblasen wurde.

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Erstes Bad im Weierli

… seit heute auch in der Schweiz angebadet bei 15, 5°.

Im kalten Meer waren wir schon im April.

Meer im April

Galileo

„Die Oberfläche des Mondes ist nicht glatt und regelmässig, sondern im Gegenteil, rauh und uneben …“

Nacht für Nacht blickte er durch sein Teleskop und schrieb alles auf, was er beobachtete.

Das päpstliche Gericht verurtelte ihn dazu, den Rest seines Lebens in seinem Haus, abgeschlossen von der Welt und unter Bewachung zu verbringen. Aber Galileo hatte noch immer die Sterne im Sinn, und niemand konnte ihn daran hindern, über die Wunder des Himmels und die Geheimnisse des Universums nachzudenken.
Und selbst, als er erblindete, konnte niemand verhindern, dass er seine Ideen an andere weitergab bis zu dem Tage, als er starb.
Aber die Ideen lebten weiter.

Aus: Sís, Peter : Der Sternenbote, München: Hanser, 1996, ISBN 978-3-446-18689-7

Neue Kundin

(Eine zukünftige Elch-Kundin?)

Die Postfinance hat wieder einmal aus unbekannten Gründen einen elektronischen Zusammenbruch, was in der Warteschlange vor der Kasse einige Unruhe verursacht. Hat man eine zweite Karte, um den sperrigen Einkauf im Elchhaus zu bezahlen? Es klappt, weil an diesem Vormittag meist noch Grossmütter mit diversen Kreditkarten die zahlreichen Mütter begleiten. Hoch aufgetürmte Waren in Einkaufswagen, prall gefüllte Elchtaschen, Lampen, Zimmerpflanzen, Korbstühle, Möbelteile in Kartons, Wickelkinder und ihre Taschen, all die lebhaften und hungrigen Fins, Svens, Robins, Lenas und Claras werden von diesen Frauen in Schach gehalten. Bevor alles ins Auto gepackt wird, gibt’s beim Ausgang noch Klo, Wickeltisch, Saft, Kaffee und Bratwurst. Der Elch hat an alles gedacht.
Nach dem Rundgang durchs Haus brauche auch ich eine Bratwurst. Die musikalische Dauerberieselung wird zum Glück nicht bis hierhin geleitet. Eine chinesische Mutter ist daran, ihre beiden Kinder und meine Enkelin vor einer Elchwerbung zu fotografieren: meili, meili. Heisst ihre Tochter Meili oder sind die Kinder meili?
Gerade beisse ich die heisse Wurst an, als ich auch schon mit Namen gegrüsst werde. Ich hasse es, angesprochen zu werden, wenn ich einen vollen Mund habe. Würg, würg. Es ist ein Ehepaar aus meiner Heimatgemeinde auf dem Langen Berg. Sie seien seit Jahren wieder einmal im Elchhaus, führen da eigentlich nie hin. Aber nun, da sie ihr Stöckli renovierten, seien sie auf der Suche nach Vorhängen und Ideen. Da sind sie völlig richtig. Allerdings kann ich ihnen gleich sagen, dass sie hier keine Wanne für ihren geplanten Seerosenteich finden werden. (Ich sage ihnen, wo.)
Sie essen auch Bratwurst.
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Wolkentier

Heute nur das Allernötigste getan, wie Kalenderblatt gewechselt, gelesen, den Wolkentieren zugeschaut …