Dezember 2017


… sei 2017, schreibt meine Schwester. Als Letzter stürmt der Dezember durch den Kalender und verabschiedet sich mit bunten Lichtergarben …

Neujahr

… und ohrenbetäubendem Lärm.
Ein paar dumme Buben setzen gegen Mitternacht den Gartenhag der Block-Parterrewohnung in Brand. Feuerwehr und Polizei haben’s nicht weit, trotzdem entkommen die Brandstifter.
In der Regel bügle ich vom 31. auf den 1. einen Berg Wäsche, ich Silvestermuffel.

Ein gutes und erfreuliches neues Jahr!
Une excellente et réjouissante année!
! שנה חדשה שמחה

Als in der zweiten Dezemberwoche der Stern auf dem Block-Dach erlosch, bekam der Hausmeister gleich einen Anruf von einem aufmerksamen Mieter. Tatsächlich, am 15 Meter langen Schlauch blinzelten nur noch drei Lichter. Dezember ohne Bethlehem-Stern, das geht gar nicht!
Der Hausmeister unterbrach eiligst seine vorweihnächtlichen Putzarbeiten – Reinigen und Glänzen der Liftvorplätze – grummelte noch etwas über „Von-wegen-fünf-Jahre-Garantie“ und behob den Schaden.
Wir in Bethlehem fühlen uns einfach zuständig fürs Licht in der „Helige Zyt“.

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Lustiger Geselle

Die Weihnachtsguezli kann ich „gsorget“ geben. Die backen die Spezialisten in unserer Familie. Da der Dezember berufsbedingt für Blogks ein hektischer Monat ist, lade ich an den Adventssonntagen zu Zvieri mit Kerzenlicht und Geschichte ein. Nach einem nicht besonders gut geratenen Versuch vor drei Jahren mache ich mich deshalb wieder einmal an einen Zopfteig. Begeistertes Kneten, Werfen, Drücken und Boxen durch die Kleinkrähen ergibt einen optimalen Teig.
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Mit Bleistift

Heute habe ich Bleistifte im Überfluss.
Das war nicht immer so. Bevor ich in die Schule kam, durfte ich ab und zu mit dem Zimmermannsbleistift meines Vaters etwas auf ein Stück Holz oder Packpapier zeichnen. Bunt- und Bleistifte sah ich am ersten Schultag, als uns Fräulein Schneider eine rote Caran d’Ache-Schachtel mit dem kostbaren Inhalt verteilte. (Ich erinnere mich nicht, dass eines der zahlreichen Nachbarskinder schon im Vorschulalter eine Farbschachtel besessen hätte.)
Die Freude daran währte allerdings nicht lange. Mein kleiner Bruder kaute die bunten Stifte von oben her alle ab. Mutter versuchte – wie immer – die Katastrophe in den Griff zu bekommen, schnitt mit einem scharfen Messer das zerbissene Stück weg. Zurück blieben mickrige Stumpen, die ich in ein Blechröhrchen als Verlängerung stecken musste, damit ich noch zeichnen konnte.

Täglich gibt es etwas zu notieren. Es ist einfach ein Vergnügen, mit einem sauber gespitzten Stift auf ein weisses Blatt zu schreiben – kreuz und quer, wenn’s sein muss. Was ich aufschreibe?
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Dezemberkind

(Foto: Driss Manchoube, Bern 1983)

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, liebe zweite Tochter, hier in selbstgestrickter (von mir), violetter Mütze und einem violetten, bestickten Zottelgeissledermantel aus dem Iran. Alles hat prima zusammengepasst, aber der penetrante Ziegengeruch des Mäntelchens war eine Plage. Ich versuchte es zu waschen, aber das war dann sein Ende. Das hübsche Stück landete stocksteif in einem Sammelsack.
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Hausberg mit Wolken

(Samstagmorgen aus meinem Fenster: Gurten und Ulmizberg unter Wolken, 09:26)

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Vor 44 Jahren

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Tochter, hier im Selbstgestrickten (vom Chäsi-Grosi) und mit herzigen Patschhändchen.
Zusammen mit anderen Müttern im Block unternahmen wir damals mit euch Kindern lauter gesunde und lehrreiche Sachen: backen, basteln, töpfern, klettern, bräteln, baden, malen, lesen, verkleiden, weben, zelten, im Wald spielen …
Wir Mütter wollten alle nur das Beste;-)
Im Jahr, als dieses Foto von dir gemacht wurde, gab es unter uns allerdings eine heftige Diskussion über Tomi Ungerers „Biest von Monsieur Racine„. Einige Mütter fanden gewisse Details in den Illustrationen richtig schädlich und bedenklich und sie baten mich, ihren Kindern dieses Buch nicht zu zeigen. Uhren und Schirme im den Köpfen von Akademie-Mitgliedern, der Federhalter in der Nase einer Dame, über welche die Tinte runter tropft, der blutige Fuss im Bündel am Stock eines Wanderers – ein Vorgeschmack dessen, was die heile Kinderwelt noch heftig erschüttern sollte?

Du liebst die Arbeiten von Ungerer bis heute, wanderst auf zwei Füssen über Berg und Tal, trägst deine schöne Uhr am Arm und weisst die Zeit einzuteilen. Aus deiner Feder fliesst Lesenswertes und hast du einmal keinen Schirm dabei, schlüpfst du unterm Regen durch.
Ein gesundes, schönes, freundliches, interessantes neues Lebensjahr!

Foto: Kurt Iseli, Bern 1973

katzenmusik

Dem Künstler nachträglich gute Gesundheit und viel Schönes zum neuen Lebensjahr!
Den LeserInnen wünsche ich viel Freude beim Üben von Weihnachtsliedern, mit oder ohne Katzenbegleitung.

Hüt am Morge früeh het’s bi mir i dr Chuchi nach Louch, Chnoblech u Tomate gschmöckt, wil i e Sosse ha über gha. Wahrschiinlech het mi dä Gruch vo Chrütter u das süüferlige Chöcherle nach so langer Zyt a d’Dworah erinneret. Nid d’Dworah mit de rote Haar, nei, die angeri us Russland, wo eigentlech gäng am Choche isch gsi. Tagsüber isch si i dr Schuelchuchi am Herd gstange u ab de Viere am Namittag het si deheime öppis bröselet: Toscht, herti Eier, es Schnitzeli vom Truthahn, u o dr Chueche (Ugah) u d Chrömi (Ugioth) hei nie dörfe fähle. Am beschte isch ihri Suppe gsi, heiss, würzig, mit hällgälbe Hüehnerfettouge. Uf em grosse Herd i dr Schuelchuchi het’s gäng e Suppe imene Pfänni gha, wo vor sech häre bblöderlet het. Dr Aasturm uf die „hindl zup“ het sech i Gränze ghalte u o ig ha mi zersch müesse a die Hüehnerfüess, wo so suber mit gälblech glänzige Chlaue drinn si gschwumme, müesse gwane.
D’Quarkchüeche vo dr Dworah si eifach e Troum gsy, mit Vanille u Wiibeeri. D’Schüelrinne u d’Schüeler hei chum möge warte, bis die riisige Bläch us em Ofe si cho u hei sech de üf das Dessär gstürzt.
D’Dworah isch bi de Lüt nid unbedingt beliebt gsy. Si isch ungloublech gwungerig gsy u het sech i alles igmischt. Das wär ja no gange. Das hei angeri o gmacht. Ufgregt hei sech vil Lüt, dass si jede Tag Anke, Frücht, Eier, Fleisch u Rollmöps us dr Gmeinschaftschuchi * hei treit het, o we d’Schäft scho voll si gsy vo Ässware. Mängisch het si ihrer Nachbare gfragt, göb si öppis i ihre Chüehlschrank dörf stelle, will si bi sich ke Platz me het gha.
„Dr Chrieg u z’Lager si verby! We das die Frou doch ändlech würd begriiffe. Si cha doch drü Mal im Tag mit ihrem Ma im Spyssaal ässe,“ hei sech d’Dorfbewohner gnärvet.
I gseh die Frou vor mir, e Babuschka mit Schöibe u Chopftuech. Hie zupft oder schnit si öppis ab, packt e Bitz vo öppisem i ne Serviette, leit öppis i nes Tällerli, stosst es paar Orangsche i d’Jaggetäsche. Ihrer Backe si rund, will si grad öppis us Platzmangu dert het müesse deponiere.

( * Gemeinschaftsküche im Kibbuz)