Meine Versicherung gehört mit zu den Sponsorinnen und Sponsoren des neuen „weltweit einzigartigen Bärenparks“. Sie lädt mich ein, dieses ebenfalls einzigartige Einweihungsfest „kostenlos“ zu besuchen. Dasselbe haben auch einige Tausend andere vor. Der Stadtvater mit rotem Schal und ohne Hunde bewegt sich ungehindert und sichtlich zufrieden in der Menge. Irgendwie, das zeigt die Erfahrung mit solchen Situationen, werden die Mehrkosten von 10 Millionen schon aufzutreiben sein. Heute ist ein Tag zum Feiern und sich Freuen. Und schliesslich wollen wir ja eine Bärenstadt, wies in Abermillionen von chinesischen und japanischen Reiseführern steht.
Im alten Graben wüten die Kummerbuben, und auf dem Grabenturm hat sich Chantal Michel eingenistet.
Im neuen Park mit Schwimmbecken und hässlichen, aber teuren Stützmauern rührt sich absolut nichts – wohl, ganz oben rechts neben dem Gitter streckt einer der Gefeierten die Nase heraus oder etwa doch nicht? Lebendige Bären bekomme ich keine zu Gesicht. Die Marktstände am abschüssigen Klösterlistutz stehen dicht an dicht und ganz im Zeichen des Bären, gebacken, gepatchworkt, gepuzzelt, geschnitzt, gesägt, gestrickt, getöpfert, gemalt, gedruckt. Mir gefallen am besten die genähten aus alten Armeewolldecken. Ich spreche ein bisschen mit der Künstlerin über das noch ursprüngliche Schweizerkreuz auf Bär Saschas Herzseite, kaufe dann am nächsten Stand drei Miniminimandlebärenlebküchelchen für neun Franken, begrüsse Bekannte, welche auch mit Kindern, Nüggeln, Schoppen und Ballonen unterwegs sind, esse mit meiner Familie im Stehen frische tibetanische Momos. Im „Schedi“ am Bärenplatz bei Bier, Sirup, Kaffee und Frites endet unsere sonntäglicher Bärenbesuch. Wir lassen noch den letzten Ballon fliegen, der grediufe in den grauen Himmel steigt.