An der Sonntagsschule gefiel mir besonders die Schuhschachtel der Sonntagsschullehrerin Frau Strahm. Wer am meisten Bibelsprüche, angefangen bei A möglichst bis Z, aufsagen konnte, durfte sich daraus ein Geschenk auslesen: Federhalter, Bleistift, Gummi, Notizblock oder als Superpreis ein Fläschchen schwarze Tusche. Ich erhielt die Tusche. Die Sprüche hängen seit Jahrzehnten wie Kletten an mir, und es kann gut sein, dass ich als Greisin wieder ein biblisches ABC aufsagen werde und dann die Tusche aus der Trucke will.
Heute kam ich aus dem Garten mit einem Armvoll erster Rhabarberstängel. Beim Lift begegnete mir eine Bewohnerin, die bei der Hetze gegen meinen Schweigersohn, dem damals neuen Hausmeister, kräftig mitmischte. Wir haben damals alle sehr unter diesen Verleumdungen gelitten.
„Oh, dieser schöne Rhabarber! Wir lieben Rhabarber! Rhabarberkuchen, Rhabarberschnittli, Rhabarberkompott. Ich habe gesehen, dass in Ihrem Garten viel davon wächst. Bevor Sie sie dann wegschmeissen, kaufe ich Ihnen ein paar Stängel ab.“ „Hier, bitte, nehmen Sie diese.“
„Danke, ich gehe und mache schnell ein Rhabarberchuechli. Gehen Sie nur zuerst in den Lift. Sie müssen ja bis in den Sechzehnten.“
Das Chuechli wird auch der Tochter der Nachbarin schmecken, welche meinem Schwiegersohn Zettel mit Beschimpfungen an die Wohnungstür klebte.
Ja, Gottfriedli, was sagt das Buch der Bücher dazu? G-eben ist seliger denn Nehmen? Nein, treffender mit Salomo unter W:

Wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.

Es gibt auch Hitzeunempfindliche, damit muss gerechnet werden.