Segelsonne

Bei mässigem Wind kann mit Schirmen angebaut werden.

In einem Landstrich, wo natürlicher Schatten am Strand gleich null ist und die Winde aus allen Richtungen daher fahren, entwickeln die Menschen erstaunliche Fähigkeiten, sich ein kühles Plätzchen zu schaffen. Da werden Sonnenschirme tief gestellt, ihr Gestänge eingebuddelt und mit Meerwasser im Sand eingeschwemmt, so dass nur noch ein darunter Kriechen möglich ist oder die Schirme werden wie bunte Räder in den Wind hinter einen feuchten Sandwall gelegt. Trotzdem macht sich immer wieder einer selbständig, rollt und hüpft wild dem Strand entlang. Da braucht es Mutige, die diesen textilen Stier an den Hörnern der Stange packen, ihn hurtig zuklappen und den Besitzern übergeben: „Merci, merci beaucoup!“ Manche Familie (meist aus dem Ausland) montiert eine Strandmuschel. Mit dem Gewicht einer fünfköpfigen gelingt es, diese bei einem der hundert camarguaisischen Winden auf dem Boden zu halten.
Merci, merci beaucoup! Sie haben es erraten: Familie Blogk hat ihr eigenes, seit Jahrzehnten bewährtes, selbstverständlich unwettertüchtiges Beschattungs-System. Ich war die Ur-Beschatterin, beschattete (sicher oft zum stillen Ärger der sonnenhungrigen Familienmitglieder) mit jedem Fetzen Schnufp-, Hals-, Lein-, Tisch-, Kopf-, Bade-, Geschirrtuch, einigen Stecken, etwas Schnur optimal. Inzwischen sind meine Töchter diejenigen, welche mit ausgebreiteten Armen in leichten Sommerröcken die Windrichtung bestimmen, um dann präzis und blitzschnell unser Sonnensegel auf den Wind zu legen, die mächtigen Sandhäringe einschlagen, die Schnüre richten und dafür zu sorgen, dass die Verankerung markiert ist, damit niemand darüber stolpert.
Das abendliche Zusammenfalten der „Plache“ ist eine Wissenschaft für sich, und jemand muss das Kommando übernehmen, damit sich die Schnüre nicht verheddern und die orange „Wurst“ samt Metallstangen, Häringen und Hammer in den schmalen Zeltsack passt.

… und für nächstes Jahr brauchen wir dringend neue Häringe …

Von den Sommern gezeichnet