Meine Grossmutter ist im Spital, den „Gummäng“ (Berndeutsch für „Benehmen“, abgeleitet von „comment“, französich „wie“) hat sie längst hinter sich gelassen. Seit zwei Tagen tobt sie laut oder flucht leise im Spitalbett. Sie weiss nicht recht, wo sie ist, aber sie weiss, dass sie dort nicht bleiben will, entsprechend schwer haben es die Kanülen in und an ihrem Körper.

Zum Ausgleich habe ich ihr gestern ein paar moralische Sätze und heroische Lieder zum fertig machen gegeben, die sie mir als Kind beigebracht hat.

Du sollst den Namen [Gottes nicht verunehren] (macht sie immer noch nicht, sie flucht anders.)
Geben ist [seliger denn Nehmen]
Hartes Brot ist [nicht hart, kein Brot ist hart]
Lass nie die Sonne [untergehn über deinem Zorn]

Unser Leben [gleicht der Reise…] (Sie war überrascht und glücklich, dass wir zusammen alle Strophe hinbekommen haben)

Lueget vo Bärge u Tal [flieht scho der Sunnestrahl]
Lueget vo Oue u Matte [wachse die dunkele Schatte]
D’Sunn‘ [ade Bärge no stooht]
O, wie sie [d’Gletscher so rooot]

(Von da weg hatte ich meine liebe Mühe und hab mich auf das Summen verlegt.)