„Chic à la Wahnsinn“ fand ich diese Farbe – ein etwas stumpfes Blau mit einem Hauch Grau. Nichts wünschte ich mir mehr als ein Paar Ballerina-Schuhe in Swissairblau. Ein solches Schuhwerk war in den Hügeln der Voralpen 950 Meter über Meer völlig ungeeignet. Wir wohnten damals auf einem herunter gewirtschafteten Bauernhof in einer Gegend, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, besassen weder Radio noch Tageszeitung und mit dem Bargeld stand es auch nicht zum Besten. Meine Mutter zerbrach sich den Kopf, wie sie mir diesen unsinnigen Wunsch erfüllen könnte. An einem Herbsttag fuhren wir beide in die Stadt. Mutter trug in ihrer Sonntagstasche (mit dem Monogramm JG ) ein Fuchsfell mit Seidenfutter. In Bern angekommen, steuerte sie zielsicher das eleganteste Pelzgeschäft in den Lauben an. Dort legte sie den Fuchs auf den Ladentisch. Was zu Hause so vornehm ausgesehen hatte, war hier auf dem blanken Holz inmitten all der Pelzmäntel, Jacken, Muffen und Hüten nur noch schäbig. Der Handel kam nicht zu Stande. Sehr höflich erklärte der Kürschner meiner Mutter, dass er keine Einzelfelle kaufe – leider. Unser Fuchs wurde wieder eingepackt.
Bis zu Abfahrt des Postautos schauten wir uns vor dem Kino „Gotthard“ die Filmbilder von „Sissi“ an und warfen dann noch kurz einen Blick ins Schaufenster mit den swissairblauen Schuhen. Fr. 15.- stand auf dem Preisschild.