Esthers Beitrag hat mich an eine Begebenheit hier im Blogk erinnert. Ich war mir sicher, die längst gebloggt zu haben, das scheint aber nicht der Fall zu sein.

Also, aus erster Hand, wenn auch nicht mehr ganz 1:1.

Mazedonische Mutter: Mein Sohn heiratet! Er braucht Wohnung, gibst du Referenzen?
Ich: Wen heiratet er denn? Kenne ich sie?
MM: Nein, sie ist Mazedonierin. Sehr schöne Frau.
Ich: Aber dein Sohn B. ist doch Schweizer! Er ist hier geboren. Warum heiratet er eine Frau aus Mazedonien, die er nicht kennt?
MM: Doch, er kennt sie bizeli. Sie ist von Thurgau. Auch Schweiz geboren.
Ich: Aha, dann halt. Ja, B. kann mich wieder als Referenz angeben (wie bei der Einbürgerung).
MM: Nein nicht schreiben, du musst anrufen zu Verwaltung.
Ich: Hä? Weshalb? Die rufen mich an.
MM: Wir brauchen Wohnung hier, diese Eingang.
Ich: Das geht nicht, man macht es seit einer Weile nicht mehr. Ich kann auch nicht unter oder über meiner Mutter einziehen.
MM: Aber es muss sein und diese Frau von Verwaltung hat versprochen. Aber passiert nichts!
Ich: Sie hat es versprochen, weil sie kein Theater will, aber B. wird keine Wohnung in diesem Hauseingang bekommen. Höchstens in diesem Block.
MM: Aber Braut wird Monate bei mir alles lernen.
Ich: Das kann sie auch, wenn sie fünf Hauseingänge laufen muss dafür.
MM: Nein! Sie wird in goldenen Kleidern sein und mit Hochzeit-Schminke.
Ich: Dann geht sie halt so, es sind ja nur wenige Schritte.
MM: Sie werden sie lachen!
Ich: Das ist schon möglich. Viele, die sehr traditionell leben, werden ausgelacht. Ich muss auch lachen über meinen Onkel in Kanada, der Fahnen schwingt. Es ändert nichts daran, dass sie ihre Wohnung nicht in eurem Eingang bekommen werden.
MM: Die Frau Verwaltung tut lügen!
Ich: Ja, stimmt.
MM: Und du hilfst mit!
Ich: Nein, ich finde es falsch, dass die euch anlügt. Aber ich finde es richtig, dass nicht Familien hier die Regeln machen, sondern die Verwaltung. Ich bin sicher, deine Schwiegertochter findet eine Möglichkeit, diese hundert Meter zu gehen.
MM: Ich verstehe es nicht. Ihr kennt nicht, was wert ist.

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Nachtrag: Inzwischen ist die Schwiegertochter da, geht mit Tellern und Töpfen hin und her. Das bedeutet zweimal zwei Stockwerke Lift und achzig Schritte zu gehen. Sie tut es ohne Goldkleider, aber mit glänzendem Haar und immer vorzüglich geschminkt. Sie lernt das Kochen ganz schnell, erzählt die Mazedonische Mutter mir. Denn wenn ein Kind da ist, dann kann sie diese Pendlerei nicht mehr machen. Dann muss sie wirklich einfach in der Wohnung bleiben können. Meine Frage, wie sie das aushalte, als hier aufgewachsene, erwachsene Frau mit Schweizer Pass, beantwortet mir niemand mehr.