Meine Grossmutter ist Anfang dieses Jahres gestorben, jetzt stirbt mein Grossvater. Gestern vor 62 Jahren ist meine Mutter zur Welt gekommen. Heute Nacht hält sie Wache bei ihrem Vater. Ich wäre bei ihnen geblieben, aber sie will mich in meinem eigenen Bett wissen.

Wir integrieren unzählige Weisheiten von Grossvater in unseren eigenen Lebensweg. Heute Abend sprach er vom Zusammenhalt in den Familien und dass wir Enkelinnen doch bitte seine zwei Töchter trösten, sein Leben nehme nun ein Ende. Meine Tante sieht ihm das Sterben an und meine Schwester nennt es ein medizinisches Wunder, dass er mit seinem viel zu grossen Herzen überhaupt noch lebt. Am 11. August würde er 95 Jahre alt.

Mitternacht ist längst vorbei, aber ich bastle an einem Mobile. Ich halte es in Blau- und dezenten Grüntönen. Ähnliche Farben, wie die Kommode meiner Urgrossmutter, Grossvaters Schwiegermutter, die dem Hochzeitspaar einen sauren Braten serviert hat. In der Mitte des Mobiles wird ein glänzender Fisch hängen, rundherum Perlenketten mit selbst gesammelten Muscheln. Es soll mich an Südfrankreich erinnern, wohin ich dieses Jahr nicht fahre, da mein Bauchkindlein bald zur Welt kommt. Ich wünschte aber, meine Mutter reise nach dieser strengen Pflegezeit doch ans Meer. Wie dem auch sei, allez les vieux les bleus! Aber im Moment hupen noch die Italienfans durch die Strassen.

Mir scheint alles miteinander verbunden. Der Tod, ein neues Kindlein, unsere Berufe, das Meer, das Blinzeln von 3rd, 1st Bein, das Giessen der Pflanzen, die Tangas und Birkenstöcke meines Erzeugers, unser Rückgrat, der Blogk,… wie in meinem Mobile. Wenn ein Luftzug eine Perlenkette berührt, bewegt sich alles mehr oder weniger. Gerade hängt das Gebilde so und so, aber morgen sieht es schon etwas anders aus. On verra. Bonne nuit*