Wenn das Wetter nur aufhelle für die Hochzeitsfotos, dann sei alles gut, meinte Frau Zahnd, welche für das Abräumen des kirchlichen Blumenschmucks nach der Trauung zuständig ist, und auch für die rasche Überführung desselben ins Festzelt. Die ersten Gäste fahren vor. Motorhauben und Autodächer sind geschmückt mit Spielzeuglastwagen, einer Hochzeitstorte aus Karton, Blasinstrumenten, ja, sogar ein Hornschlitten mit Heuballe und Sennenpuppe hatte jemand aufmontiert. Der Brautführer trägt ein rotes Herzkissen mit den Ringen, ein kleiner Kaminfeger wartet auf seinen Einsatz als Glücksbringer. Seine Mutter wischt ein Stäubchen vom Zylinder, prüft die Hufeisen an der Leiter.
Die Kirchenglocken beginnen zu läuten. Zügigen Schritts eilt das Brautpaar herbei, begleitet vom Fotografen mit schwerer Kamera.
Während die Zeremonie im Innern der Kirche ihren Lauf nimmt, fahren zahlreiche Traktoren und Lastwagen auf den Viehschauplatz – der Überraschungskonvoi für das Brautpaar. Die Tochter des Käsers, Bäckerin und Büchelbläserin, heiratet einen Bauern und Bauarbeiter aus den Voralpen, ein Event für die ganze Region!
Nach einer Stunde ziehen Jodel- und Naturhorntöne durchs Dorf. Arbeitskolleginnen der Braut stehen Spalier mit blumengeschmückten Riesenbaguetten. Nun folgt das unvermeidliche Fotografieren in der nahen Klosterruine, der dorfeigenen Akropolis.
(In der ganzen Gemeinde gibt es sicher kein Fotoalbum ohne diese Kulisse, seis bei Konfirmation, Hochzeit, Taufe oder Begräbnis.)
Nach einem ohrenbetäubenden Hupkonzert formieren sich die schweren Maschinen zu einem langen Zug. Vorneweg ein Traktor mit bekränztem Güllenfass. Darin sitzen das Braut- und das Brautführerpaar. Dann folgen weitere Traktoren jeden Alters und die schweren Lastwagen der Baufirma, bei welcher der Bräutigam angestellt ist.