„Die Adventszeit ist für uns Lehrkräfte meistens eine unheilig schwierige Zeit.“ (November 04, aus einem Brief von der Schulleitung an alle SonderschullehrerInnen)

In der kleinen Pause beleidigt ein albanischer Nachbarsschüler die Mutter meines mazedonischen Schülers. Daraufhin bekommt der eine Halbwaise vom anderen Halbwaisen einen unheiligen „Bodycheck“, fliegt quer durch den Flur und bleibt liegen.

Die beschnittene Schülerin, 47kg, verprügelt den Katholiken. Nach meinem Einschreiten, taucht sie hinterrücks mit einem frisch gespitzten Bleistift auf und rammt ihn dem „Tsching“ in die Wange. Die Spitze musste im Spital entfernt werden. Der Italiener provoziert das Mädchen gerne, weil dieses immer unheilig spektakulär reagiert. Sie kann zwar nicht links und rechts unterscheiden, kämpft aber wie eine Tigerin, schreit wie die Vögel in „Ronja Räubertochter“, spuckt wie ein Cowboy und benutzt Wörter wie Nuttensohnscheidungskindhurensiechmongoloidbrillenschlangemissgeburtfiggdeinemutter.

Heute fand ein Elterngespräch statt. Ich war als erste im Schulzimmer, bemerkte nebenbei, dass schon die ersten drei Säckchen des Adventskalenders leer waren und zündete eine Kerze an.

Bisher hatten die Eltern jegliche Zusammenarbeit unterbunden und sind öfters umgezogen, wodurch die Töchter immer wieder den Schulkreis wechseln mussten. Mein Ziel war die heilige Unterschrift des Vaters für die Anmeldung seiner Tochter zur Abklärung auf der EB. Das Mädchen bereitet mir im ganzen Ghetto am meisten Kopfzerbrechen. Die schlaflose Nacht war jedoch umsonst, der Vater zeigte sich zur Zusammenarbeit bereit. War das das Ergebnis des Moduls „Gesprächsführung“ oder bewirkte der gestrige Bleistift-Vorfall die Kooperation des somalischen Vaters?