Es gäbe Aussichten auf eine Stelle bei der Post, teilte uns der gleichaltrige Cousin meines Mannes mit. Ein attraktives Angebot: 500 Euro Monatslohn und ein freies Wochenende.

Dort, wo er lebt, beträgt die Arbeitslosigkeit beinahe 100%. Alle sind auf Unterstützung durch im Ausland lebende Verwandte angewiesen. Der interessierte Cousin stürmte mit anderen jungen Männern die kosovarische Post. Was tun, um die eigenen Chancen zu erhöhen?

Zurück im Dorf informierte uns der enttäuschte Cousin: „Wer dem Post-Chef 5’000 Euro schenkt, wird angestellt. Ich hätte drei Monate gratis für sie arbeiten können, damit hätten sie auch gewonnen. Aber so viel Geld hat ja kein arbeitsloser Mensch.“

So arbeitet bis heute immer noch „nur“ sein Bruder. Durch Beziehungen hat dieser eine Stelle in einer Sägerei bekommen, wo er vierzehn Stunden pro Tag und sieben Tage pro Woche Baumstämme hebt und schiebt. Ein Mal im Monat hat er frei. Mit diesen 200 Euros versorgt er neun Leute.

Einer hat eine Stelle.
Acht haben frei.
Stelle.
Frei.