Nach und nach lernen wir, wie eine Ringlinie funktioniert: es gibt keine Haltestelle in der Gegenrichtung!
Umfallen können wir nicht, auch wenn der Bus sich ruckweise, eingequetscht zwischen dem Privatverkehr, um fremde Hausecken schiebt. Die Rentnerin neben mir schimpft über die Mütter, welche sich während der „Stosszeiten“ trauen, mit Kinderwagen einzusteigen. So etwas sei früher verboten gewesen. „Sie waren wahrscheinlich nicht berufstätig,“ wird sie von ihrer Sitznachbarin unterbrochen. Nun ist die Stimmung im übervoll besetzten Ringbus wieder bestens. Die Passagiere beraten einander gegenseitig, wie dieser oder jener Ort am besten zu erreichen sei, nachdem die Innenstadt wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Das Ungewohnte bringt die Leute zusammen, führt zu kurzen Gesprächen zwischen den Haltestellen. Auch die FahrzeuglenkerInnen, sonst immer hinter ihrer Glasscheibe versteckt, sind erstaunlicherweise viel weniger griesgrämig als beim normalen Betrieb. Könnte es sein, dass es ihnen gut tut, nach vielen Jahren einmal eine andere Strecke zu fahren, den Passagieren wieder Auskunft zu geben, von ihnen gegrüsst und verabschiedet zu werden, ein „Danke“ zu hören?
Auch die HelferInnen von Bern Mobil an den Umsteigestellen tun ihr Bestes und bleiben freundlich, wenn sich die Leute über das Gschtungg und Gmoscht, den Lärm und den Dreck beschweren.
Die Info-Frau an meiner Haltestelle, am Montag noch unsicher und schüchtern, ist kaum wieder zu erkennen. Sicher und bestimmt managt sie die Schar der Fahrgäste und lenkt sie zu den richtigen Bussen.