Einmal im Monat treffe ich mich mit früheren Arbeitskolleginnen in der Quartierbeiz. Wir bestellen dann Rotwein und Schinkenbrote mit Salat. Heute sitzen fünf Männer am Tisch hinter uns und hören aus drei Handys laute Musik. Ich drehe mich zu ihnen um und bitte sie, diese abzustellen. Sie werden unterschiedlich zornig und beschweren sich über mich bei der Kellnerin, als diese ihnen das Bier bringt. Die Frau kommt zu mir und erklärt, dass es mit diesen Männern hier im Restaurant immer Probleme gebe. Von Frauen liessen sie sich nichts sagen. Wir sollten sie einfach nicht beachten und uns nicht aufregen. Hoppla. Meine Kolleginnen sind auch dieser Meinung und bitten mich inständig, mich ruhig zu verhalten. „Ja, Gottfriedli, muss ich mir das gefallen lassen? Auch ich bin hier zu Hause.“ Ja, aber ich wisse doch, was passieren könne, wenn man solche Leute provoziere. Ich solle mich bitte, bitte zurück nehmen, denn ich hätte doch noch etwas anderes vor als mit einem Messer …
Später ziehen die Männer dann ab, immer noch wütend. Einer sagt mir: „Du nicht meine Chef, du nicht in dein Haus, hier Restorant, alle kann machen was gefällt, du ganz frech Frau, du kein Respekt vor Auslander!“ Dazu sage ich nichts. Innerlich muss ich ein bisschen lachen. Die Kellnerin, überraschend mutiger geworden, kommt und bittet die „Herren“, die „Damen“ in Ruhe zu lassen.
Widerstrebend zieht auch der ab, welcher mich nicht als Chef will. Unter der Tür wirft er mir einen bösen Blick zu und droht:
„Ich scheiss auf deine Kopf.“
Die Kellnerin spendiert uns auch heute einen Kaffee. Bei jedem Besuch dankt sie uns dafür, dass wir ihren Söhnen Deutsch und Mathematik und ein bisschen Gümmäng* beigebracht haben. Der Ältere konnte heute seinen Lehrvertrag unterschreiben.
(Berndeutsch für „Benehmen“, abgeleitet von „comment“, französich „wie“)