Sagen darf mans ja nicht zu laut, denn wer will schon als Sommer-Muffel abgestemperlt werden? Aber für unsereins ist das nichts, dieses Essen auf der Gasse und in den Lauben, mit den Stuhlbeinen zwanzig Zentimeter von der Tramschiene entfernt oder verkeilt ins Kopfsteinpflaster. Die Wirte sind ganz wild darauf, die Gastig im öffentlichen Raum zu platzieren. Es wird bestuhlt, betischt, besonnenschirmt was das Zeug hält, damit alle, alle. alle draussen speisen können – möglichst nahe beieinander. Leute, die nie, nie, nie in einem Block wohnen möchten, quetschen sich zwischen Riesenblumenkübeln an enge Tischchen in den Laubenbogen und es scheint sie nicht zu stören, dass ich ihre Gespräche über Ferien, Geschäft, Krankheiten, Beziehungen, Trainings mit bekomme. Ich sitze nämlich – den ganzen Sommer über konnte ichs vermeiden – auch an so einer Minitafel aus Kunstschiefer. Hier fällt die Gasse ab, hin zur Aare. Ich rutsche auf dem Stuhl, die Knie tapfer unter der Tischplatte, nach hintunten. Würde es mir möglich sein, die Spaghetti con aglio, olio e peperoncino, falls sie dann kämen, aus dieser Rücklage zu erreichen? Zum Glück bleibt mir zum Grübeln keine Zeit, denn an meinem Freiluftplatz werde ich dauernd angestossen mit Rücksäcken, Geigenkästen, huckegepackten Kleinkindern, Schultertaschen, Kameras usw. Tropft hier sogar eine Glace auf die Serviette?
„Hauptsache, man ist draussen und geniesst den Sommer.“ „Wer weiss, wie lange er noch dauert? “ „Der Winter ist immer lang.“
Drinnen in der Beiz ist es jetzt besonders ruhig, mit viel Platz, ohne Wespen und schön kühl.