Wir haben zwischen den Blöcken, in die unsere Familie verteilt ist, herumtelefoniert, diskutiert, einander Vorschläge gemacht und wieder verworfen… Es ging darum, wieder einen optimistischeren Tonfall ins Weblog zu bringen. Aber leider sehen wir uns im Moment nicht in der Lage.

Wir sind alle mehr oder weniger gesund, haben Arbeit und kennen viele liebe Leute, doch das positive Denken ist uns temporär abhanden gekommen.

Am Schlimmsten trifft es 1st mit ihrer Wohnsituation. Aber fast ebenso übel läuft es bei Familie 2nd2nd, deren Block von einem gemeingefährlichen Irren drangsaliert wird und die ständig allen Gefahren ausgesetzt sind, die von unbetreuten Psychopathen ausgehen, welche ihre Medikamentierung und ihren Drogenkonsum selber bestimmen. 2nd2nd, male, der Hauswart, kann seine Wohnung nur noch mit dem Hammer in der einen, und dem Pefferspray in der anderen Hosentasche verlassen.

Stammgast auf dem Polizeiposten zu sein, ist das eine, unsere Familie hat sich daran gewöhnt. Aber schwanger wie 2nd2nd, female und mit einem kleinen Kind in ständiger Bedrohung zu leben, ist das andere. Wir bemühen uns seit Jahrzehnten, die Ghettoisierung hier zu vermeiden, wir rennen an gegen Selbstjustiz, Clanwirtschaft und Ignoranz und wir fühlen uns echt vernachlässigt. Wir hätten den Arm des Gesetzes nämlich bisweilen bitter nötig.

Die Hausverwaltungen sind mit der „nachhaltigen Aufwertung“ unserer Quartiere absorbiert; sie arbeiten nicht für die Gegenwart, sondern nur noch für eine Vision der Zukunft. Die Polizei ist permanent überlastet (man weiss, wenn man drankommt, lassen sie dafür drei andere stehen), die Quartierarbeit ist völlig unterdotiert und die eigene Partei wird vielleicht auch noch die letzten für uns wichtigen Massnahmen aus dem Papier „Öffentliche Sicherheit für alle“ radieren. Noch ist es nicht soweit und wir hoffen auf den Blick unserer Genossinnen und Genossen über den Teller an den Rand. Überall dorthin, wo mit dem Status Quo hauptsächlich „Sicherheit für die Starken“ und „Freiheit für die Durchgeknallten“ erreicht werden.

Auch wenn wir die Nase gerade gestrichen voll haben: Gemessen an Platz und Einwohnerzahl haben wir hier in Berns Westen wenig Knatsch, Kriminalität und Schäden an Leib und Leben. Und wir wissen sehr wohl, dass es an uns ist, etwas zu ändern und auch, dass es nicht irgendwo ein anderes Leben gibt, in dem alles immer gut läuft.

Deswegen bloggen wir weiter und sicher auch wieder einmal positiver.