Der Bus sucht sich seinen langen, holprigen und kurvenreichen Weg zwischen den Baustellen des Trams Bern West. Es stinkt indisch. Aber vielleicht denke ich das nur, weil meine geruchsinnige Erinnerung an Indien so weit weg ist. Die Pomade der Afrikaner, die Deos der Halbstarken, die angebissenen Kebabs, die halbvollen Windeln der unzähligen Bébés, das Sandelholzparfüm der Frau aus der Lorraine, die neu ein GA hat und nun die Stadt erkundet und meine eigene Ausdünstung drohen mir beinahe den Rest zu geben.

Da sticht eine saubere Gemeinderätin durch den schmalen Gang im Bus und fragt das ältere Paar in meinem Rücken, wo sie austeigen müsse, um in ein bestimmtes Altersheim zu kommen. Das Paar fragt nach der Adresse und die Gemeinderätin zieht einen tadellosen Ausdruck eines Outlook-Termins (auf Umweltpapier) aus einem Mäppchen und nennt die Strasse samt Nummer.

Da wird es komplizert. Zuerst sagt der ältere Herr sie solle „bei Stöckacker“ raus – andererseits, gibt es diese Station überhaupt noch? Nein, meinen die einen, ja, die anderen, die Station heisse bloss anders. Eine dritte Gruppe erklärt entschieden, nicht der Name, sondern die Lage der Station habe gändert, sie liege neu 200 Meter weiter in einer Seitenstrasse. Aha, dann müsste die Gemeinderätin einfach von dort auf die Hauptstrasse und dann Richtung Brücke laufen. Oder nein, nein, die Brücke, die gebe ja gar nicht mehr. Also, dann solle sie einfach Richtung der nächsten – im Moment nicht angefahrenen Busstation „Säge“ (sie wisse doch welche, oder?) gehen, dann komme sie automatisch am gewünschten Altersheim vorbei. Die Gemeinderätin bedankt sich freundlich, die Problematik fällt in ihr Fachgebiet. Sie studiert im Stehen ihre Sitzungsunterlagen und streicht die Hälfte mit Stabiloboss an. Ich versuche herauszufinden nach welchem Schema sie vorgeht und vergesse einen Moment den indischen Bus-Koller. Gemäss den Papieren ist die Gemeinderätin unterweg zu einer Sitzung eines Komittees für ein Baufest fürs Tram Bern West „TBW“.

Aber dieses Altersheim, meint der alte Mann viele Busstationen später, dieses Altersheim sei dann ein Block.