Heute haben die Feinde 3rds Glücksbringer geklaut. Seit er ein Fall geworden ist und diverse Ticks entwickelt hat, geht er nur noch mit Glücksbringer (einer silbernen Muräne, von einem befreundeten Golschmied gemacht) um den Hals zur Vorhölle Schule. Den Glücksbringer hat er während des Sportunterrichts der Lehrerin anvertraut und – schwuppsdiwups! – weg war er.

Im November haben wir geschrieben und telefoniert. Im Januar haben wir geschrieben und Sitzung gemacht. Und noch eine. Und noch eine mit 3rd. Und noch eine mit den Feinden. Und noch und nöcher. Und wir haben mündlich und schriftlich gegeben, dass wir Diebstahl und Übergriffe mit sichtbaren Folgen anzeigen würden.

Aber wenn ein Quartier einmal eine bestimmte Verlotterung erreicht hat, nimmt einen kein Schwein mehr ernst. Die denken einfach, wir wollen reden, wie Unterschichtige ohne Stuckdecke oder Corbusiersessel das halt so nötig haben. Sie hören zu und nicken nett und reden von Taten, die sich schon als Worte in Luft auflösen. Vielleicht ist es, weil tausend schwierigere Fälle warten und das Kopftuchproblem ungelöst ist. Vielleicht weil alle ausgebrannt sind. Und vielleicht auch nur, weil man keinen Bock hat, der Gettoisierung beizukommen. Aber sagen tut man es wenigstens, sonst kriegen die (teils extremen) Rechten noch rechter.

Aber ich bleibe links und atme tief. Denn auf den „längeren Schnuuf“ kommt es an. Vielleicht hat irgendwer ein Erziehungshandbuch, wie man das einem Neunjährigen erklärt, der seit November (über den Daumen gepeilt) siebzig Mal verprügelt und wohl ein Dutzend Mal bestohlen worden ist. Erbitte ISBN.