Nachdem nun auch die neue Post-Chefin eine rote Brille trägt, verleiden mir Nasenvelos in dieser Farbe endgültig, sie hängen mir sozusagen zum Hals heraus, mag sie nicht mehr sehen an den „Frauen über Vierzig“. Das Blöde ist, ich trage selber so etwas Rotes, eine Designerbrille der Marke Bellinger, ein Modell, dem ich in fünf Jahren nie begegnet bin. Ich mache mich auf zum Optiker – nicht zu dem, bei dem man schon viel früher im Leben hätte kaufen sollen – fest entschlossen, etwas Oberschlichtes auszuwählen, so zeit- und farblos wie nur möglich, nichts Schwarzes und keinesfalls etwas aus Horn, wofür ja in der momentanen eyewear unzählige Wasserbüffelhörner verarbeitet werden. (Ist der Nachschub aus Pakistan überhaupt gewährleistet?)
Item, meine Augen werden vermessen und
anschliessend serviert mir der Optiker
nach einem Espresso mit Glas Wasser
ein Tablett Brillenfassungen.

Die Schlichte ist dabei,

Teures schlichtes

eine Fleye, die ich vor
lauter Einfachheit nicht beschreiben kann. Ich bin überzeugt,
einen guten Kauf getan zu haben, komme später an den Schaufenstern
vom F-mann vorbei, wo modische Brillenfassungen für 19.80 auf versilberten
Baumästen drapiert sind. (Geschrieben Mitte Dez. 2011)