Vollmondweib

Tomi Ungerer, 72/150

(fotografiert und weiter erzählt bei Vollmond von 1st, female)

Seitdem sich die drei Räuber ins Waisenkindergeschäft begeben hatten und täglich unglückliche, verlassene Kinder in ihr prächtiges Schloss karrten, hatte sie sich mit dem riesigen, roten Beil des Dritten davon gemacht, zertrümmerte damit in dunklen Nächten weiterhin, wenn auch allein, Kutschenräder, nicht, ohne den Pferden vorgängig Pfeffer in die Nüstern zu streuen. In Vollmondnächten sonnte mondete sie sich am See. Dann verzog sie sich in die verlassene Räuberhöhle hoch in den Bergen, sobald die fröhlichen Waisen aufwachten und in ihren roten Räuberuniformen durch die Gegend rannten. Sie stopfte sich Moos in die Ohren, wenn wieder eine Hochzeit im Schloss anstand und neue Häuser gebaut wurden.
Das Moos wärmte ihre Gehörgänge, verströmte einen feinen Duft und sie war erfüllt von grosser Dankbarkeit, dass sie den rummel los war und sich jederzeit in ihre Höhle zurück ziehen konnte.


Das Bild ist ein Geburtstagsgeschenk von Caroline, die mich immer auf dem Laufenden hält, was in der Welt der Kunst so ansteht. Danke!