Anfangs Dezember blättere ich jedes Jahr in meinen Archivschachteln (staube sie auch ab), schaue Fotos an, lese alte Briefe. Der Grund: meine beiden Töchter und Pflegegeschwister haben in diesem Monat Geburtstag.

Heute trage ich auch unser Minimädchen in den Stammbaum ein.
Vorfahre Bendicht G., * 1688 – (nicht zu verwechseln mit Bendicht S., * 1627, Urgrossonkel des Urgroßvaters des Onkels meines Vaters) – wurde noch mit Federkiel in den Kirchenrodel seiner Emmentaler Gemeinde aufgenommen. Sein Enkelsohn Friedrich, * 1764, bekam einen Eintrag mit der Stahlfeder. Meine Enkelin erhält eine elektronische Namenstafel und wird – schwupsdiwups – mit ihren zahlreichen Familienmitgliedern bis zurück (vorläufig) ins 17. Jahrhundert verbunden.

Historische Aufzeichnungen aus Registern, Verzeichnissen und Zeitungen hängen sich an. Nach und nach wachsen weitere Äste von angeheirateten Sippen aus verschiedenen Teilen der Welt hinein in unseren Baum. (Natürlich werde ich regelmässig per Mail an die aktuell anstehnden Geburtstage meiner näheren, weiteren und weitesten lebenden Verwandten erinnert).

Stammbaum

(Familienblatt väterlicherseits aus einem Kirchenrodel mitte des 18. Jahrhunderts)

Mannigfaltig waren die Möglichkeiten meiner Altvordern, in den idyllischen Högern und Chrächen des Emmentals zu sterben: Kindbettfieber, Wassersucht, Wundbrand, Spanische Grippe, Ertrinken im Jaucheloch, Ersticken auf dem Abtritt über der Jauchegrube, beim Holzfällen erschlagen und in fremden/heimischen Kriegsdiensten erstochen/erschossen werden, in einer Winternacht mit Ross und Wagen vom Weg abkommen und im Bach erfrieren … Es gibt auch Namenstafeln, auf welchen das Geburts- auch das Todesjahr ist.

Anscheinend erhalten die kleinsten, abgelegensten Sprengel immer häufiger Wurzelsucherbesuch etwa aus New Horrenbach, New Trub, New Stockern, New Hinterfultigen, New Oberbottigen usw.
Eins ist sicher: mit solch virtuellen Bäumen lässt sich die Zeit – falls man Zeit hat – wunderbar vertöörlen. Eigentlich ist man mit der ganzen Welt verwandt.