Sie heissen Anna oder Hanni, Ursula, Marie, Rosa, manchmal auch Adèle, die verdienstvollen Lehrgotten, deren Nachrufe und Trauerreden ich gerade katalogisiere. Meist findet man vorne in den schmalen Bändchen ein Porträt der Verblichenen. „Nie erlahmende Einsatzbereitschaft“, „vorbehaltlose Hingabe“, „ausgezeichnete Fähigkeit, den Anschluss an die Gefühls- und Gedankenwelt der anderen zu finden mit selbstverständlicher Fröhlichkeit“, so priesen die Pfarrer im Krematorium Schaffhausen, Aarau, St. Gallen, Bern das verstorbene „Fräulein“.
Die Gedenkschriften verheirateter Frauen sind vornehmer, umfangreicher. Die Verstorbenen hatten meist mehrere Vornamen, auch Spitznamen für den Familien- und Freundeskreis wie Micky, Teiggi, Lelly … Die Schrift enthält Familienbilder, Fotos von Stadthäusern, Ferienhäusern in den Bergen, am See, am Meer, und oft blieb zuletzt auch nur noch ein Zimmer, vollgestopft mit Ölbildern, Ständerlampe, Sekretär, Zimmerpflanze, Zinnkrügen, Neuenburger-Pendule und Fernseher.