Neben der Verwendung des Diminutivs ist das Schweizervolk auch meisterhaft in Redewendungen. Und beides zu verbinden ist eine hohe Kunst, die nur in selten gelingt. Mein Favorit in dieser Kategorie:

„Äs jedes het sys Burdeli ds’traage.“ [Ein jeder hat seine kleine Bürde zu tragen].

„Jeder“ ist ohnehin Spitzenreiter, schon allein wegen dem helvetischen Dauerbrenner: „We jede so wetti, wo chiemte mer hii?“ [Wenn jeder das machte, wo führte das hin?].

Ich bin keine Freundin von stehenden Ausdrücken, auch wenn ich deren Alltagswert gern anerkenne. Sie machen das Leben berechenbar und erlauben Massregelungen, ohne auffällig Aggressionen zu wecken.

Wenn mir der zurückgereichte Zehnräppler der Kioskfrau zwischen die Zeitschriften rutschte, sagte sie garantiert: „es wott nid zu öich.“ Und fiele er mir gar auf den Boden, belehrte sie mich mit Sicherheit: „Schön wär’s, aber es wachst nid.“ Nun bin ich natürlich längst erzogen und lasse kein Kleingeld mehr fallen. Wo chiemte mer hii?

Doch habe ich eine Lieblingswendung. Sie kommt vom Land und mindert – laut ausgesprochen – Neidgefühle. Wenn einer viel Glück hat, dann sagen wir: „bi dämm chalberet sogar der Schiitstock“, was heisst, dass bei dem Glücklichen sogar der Stock, auf dem man das Holz spaltet, kalbt.