Den grauen Umschlag mit dem Werbematerial der Parteien und den Stimmunterlagen lässt sich nur schwer öffnen. Einfach aufreissen geht nicht, denn nur im „Original“ darf ich meine ausgefüllten Stimmzettel ins Stimmregisterbüro zurück schicken. Sonst ist der Inhalt ungültig. Befeuchten soll ich den geizig schmalen Leimstreifen, das Kuvert dann zukleben und frankieren! Ich mache nass mit einem Läppchen, denn der gelbliche Leim auf dem billigen grauen Papier verlockt nicht zum Ablecken. Es klebt n i c h t, deshalb schliesse ich das Ganze mit einem kommunen Scotch-Streifen, unterschreibe und datiere diese Verzweiflungstat, hoffend, dass meine Stimme in der kommenden Regierungs- und Grossratswahl mitgezählt wird.
Als ich vor dem Briefkasten stehe, die Marke, die nicht selbstklebende auf der herausgestreckten Zunge plaziert, zeigt mir ein älterer Herr freundlich die Zähne. Er nickt und geht, die Hände in den Hosentaschen, die Gasse entlang.
Unser Bundesrat Dr.C.B. macht seinen Mittagsspaziergang, unbehelligt von irgend welchen Autogrammjägern oder Terroristen.
Inzwischen ist die Marke auf meiner Zunge bar jeglichen Leims. Ich trockne sie auf der Fensterbank im Büro und klebe mit Cementit. Endlich bin ich fertig und meiner Stimmbürgerinnenpflicht nachgekommen.
Die Wahlbeteiligung wird nicht sehr hoch sein, und daran ist auch dieser unappetitliche Umschlag schuld.