Feste feiern


Aus einem Geburtstagsbrief, den ich von meiner jüngeren Tochter vor 14 Jahren bekommen habe:

Erst einmal möchte ich dir 1’000 Mal zu deinem Geburtstag gratulieren. Hoffentlich ist dieser Tag eine Freude für dich gewesen, obwohl du so viel arbeiten musstest! Ich wünsche dir alles Gute, viel Glück und wenig Stress in deinem weiteren Leben.

PS 1: Auf Wunsch kann ich dir das Zimmer umstellen.
PS 2: Auf dass du auch im Winter von Sonnenblumenfeldern träumst!

Auf der Rückseite des Briefes von Text von Leo Tolstoj:

Geburtstagsbrief

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Zum Geburtstag meiner älteren Tochter herzliche Glückwünsche
mit einem Gedicht von
Mascha Kaléko:

»Take it easy!«

Tehk it ih-si, sagen sie dir.
Noch dazu auf englisch.
„Nimm’s auf die leichte Schulter!“

Doch, du hast zwei.
Nimm’s auf die leichte.

Ich folgte diesem populären
Humanitären Imperativ.
Und wurde schief.
Weil es die andre Schulter
Auch noch gibt.

Man muß sich also leider doch bequemen,
Es manchmal auf die schwerere zu nehmen.

(aus: In meinen Träumen läutet es Sturm)

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„Wie haben Sie Ihren letzten Sonnentag verbracht?“
fragte am vergangenen Montag 21Minuten. (Ja, ich lese auch die Gratiszeitung. Ein junger Mann, der in einer geschützten Werkstätte arbeitet, wirft seinen Bekannten jeden Tag ein Exemplar in den Kasten.)

Da ich hoffte, dieser 20.10. sei nicht mein letzter Tag mit Sonne gewesen, machte ich mir dazu keine Notiz. Nun hat es die ganze Woche geregnet und ein strahlender Herbsttag ist im Moment nicht in Sicht.
Nur so im Nachhinein, damit dieser evtl. Letzte hier auch verzeichnet ist:

Mit einem Brunch feierte die Blogk-Familie den 11. Geburtstag meines Enkels (2nd3rd, male) …
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Durchboxen

… nach Nägeln mit Köpfen!

Auf die Tische

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Ei 1

…eigentlich Eier gefärbt?“ wurde ich in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt.

Ja, wir haben gefärbt – in der Camargue.
Es gab nur braune Eier, aber in vielen Schattierungen. Alle Kräuter waren ledrig oder mit einem Flaum bedeckt, übrhaupt nicht „anschmiegsam“.
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Auf und davon

Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, liebe jüngere Tochter!

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Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, meine liebe Tochter!
Heute nehme ich kein Kinderbild von dir, obwohl es noch viele herzige davon in den Alben gäbe.
(Ja, die sorgfältig geführten Alben, auf welche wir so stolz waren und die jeder Freund von dir mehrmals anschauen musste – schwarzweiss Fötis, später dann farbige, die Seiten dekoriert mit gepressten Blüten, Federn, Eintrittsbilletten aller Art, Bildchen aus Reiseprospekten, ergänzt mit ersten Sprüchen und Gedichten…)
Dieses Foto von dir wurde im September aus Südfrankreich an unseren Familien-Chat geschickt.

Abendrot

Foto: K., 2nd, male.

Das Schilfhälmchen verrät es: Meine Tochter steht am Ufer des Étang de Vaccarès.

Einladung
Wir organisieren ein Fest!
Freitag ab 17:00 Uhr vor dem Block.

NachbarInnen kennen lernen, essen, trinken, zusammen sein.

Tische, Stühle und Getränke stehen zur Verfügung. Es kann auch gebrätelt werden.

Nachbarn I

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr können wir am heutigen Nachbarschaftstag draussen sitzen. Frau Egger meint aber, dass es 2017 mit weniger Platz gemütlicher war. Nur schade, dass nicht mehr Schweizer Bewohnerinnen und Bewohner zum Nachbarschaftshöck gekommen seien, finden einige. Die „Ausländer“ sind doch so freundlich. Man schaue nur wieder einmal das reichhaltige Büffee an mit den feinen Salaten und dem Gebäck aus verschiedensten Ländern.
Ich mache einige Bewohnerinnen darauf aufmerksam, dass noch mindestens zwei weitere grössere Anlässe im Quartier statt finden und besonders das 300 Meter entfernte Bierzelt mit der Tanzmusik eine Konkurrenz zum Nachbarschaftstag sei.
Ich nehme mir eine Schale Bulgursalat. Dazu schenkt mir ein türkischer Mitbewohner ein Glas erfrischenden Ayran ein. Seine Familie wartet schwatzend und lachend auf den Sonnenuntergang und damit auch auf die Schüssel mit dem gekochten Rindfleisch. Einer der Jungen kommt und grüsst mich. Er ist ein ehemaliger Schüler von mir und besucht seine Eltern hier im Block. Ich erinnere mich sehr gut an das aufgeweckte Bübchen von damals. Nach der Schule machte Bülent eine Lehre als Elektriker und holte dann berufsbegleitend ein Studium nach. Heute hat er eine Staatsstelle mit günstiger Wohnung, ist mit einer Krankenschwester verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist begeistert, dass seine Kinder vom Lehrplan 21 profitieren werden. Als Mitglied im Elternrat will er dazu beitragen, die Bedenken den Erneuerungen gegenüber zu zerstreuen. Seine Kinder sollen einen Vater haben, der sich um ihre Bildung kümmert. Er weiss, wie es ist, wenn die Eltern die Sprache nicht verstehen, keine Mitteilungen aus der Schule lesen können und das Schulkind vom Kindergarten an alles selber in die Hand nehmen muss – irgendwie.

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Muentschi

Si si ufenang uecheggläge, si enang a Rügge u a Hals ghanget, hei i ds Liibli gschluchzet, enang i d Backe gchlemmt u ufe Chopf tätschlet u gmüntschelet, si umegumpet, hei enang a d’Bruscht presst, sech gägesitig d‘ Haar verwuschlet oder d’Glatze gstriichlet, hei dr Wölfli ufglüpft u dür d’Mängi treit – ändlech wider einisch Meischter!
Das isch es Spiel gsy, woni nid im Stadion hät wölle erläbe, eifach zvil für miner alte Närve. I ha mi zwüschiche am Glettibrätt müesse ufstütze u ha’s de ändlech gschafft, im Chüehlschrank es Bärner Müntschi z’reiche.

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Wenn Schlangen und Eidechsen sich auf den Steinmauern sonnten, Anemonen und Zyklamen die Wiesen und Waldböden bedeckten, nachts die Schakale im Wadi jammerten, dann war es wirklich Frühling geworden, meine liebste, wenn auch kurze Jahreszeit in Israel. Der Hirte, der eigentlich ein Architekt war, wurde von der Schafherde über die blühenden Hügel begleitet. Hund habe ich keinen gesehen, aber vielleicht genügte den Tieren die Flötenmusik des Mannes, der ihnen mit seinem weissgelockten Haarkranz etwas ähnlich sah.
Jeden Frühling denke ich an diese Momente der Ruhe und Schönheit, welche ich damals in den 60er-Jahren in einem unruhigen Land erlebte konnte.

In den vergangenen Tagen habe ich Archivschachteln, viele Bücher und mein Gehirn durchstöbert. Ich suchte nach Brauchbarem für eine Jubiläums-Glückwunsch-Doppelkarte für diesen Gufeknopf, diesen Keil, welcher nun schon seit 70 Jahren zwischen seinen grossen Nachbarn steckt.

Hier die Seite 1 meiner Karte:
eine spärliche Sammlung von *Bildern, z. T. über 50 Jahre alt. Sie in dieser Form zusammenzubringen hat mich zwar einige Mühe gekostet, aber dabei tauchten viele Erinnerungen auf, entfalteten sich frisch und lebendig. Zehn Freunde und Freundinnen auf den Fotos haben uns für immer verlassen, ohne dass sich die Hoffnungen für ihr Land erfüllt hatten.
Wo ihr auch seid – ihr bleibt unvergessen!

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Ostertisch

Gründonnerstag
Während meine Enkelin mir den Schirm über den Kopf hielt, pflückte ich Un- und andere Kräuter, letzte Schneeglöckchen, Schlüsselblumen, Nüsslisalat, Salbeiblätter, winzigen Löwenzahn, zarten Storchenschnabel und Grashalme. Der Regen prasselte auf meinen Rücken, das Grünzeug war voller Schlamm und die Hände wurden schnell eiskalt.
Zu Hause wusch ich die Pflänzchen sorgfältig – jedes einzelne war kostbar. Am Karfreitag sollten sie um die Eier gebunden werden.

Karfreitag
Schon lange ist meine Wohnung zu klein fürs Eierfärben. Vor drei Jahren zogen wir in einen grösseren Raum um. Nun hatten sich wieder zahlreiche Nachwuchsfärberinnen und -färber mit ihren Erwachsenen angemeldet. Also bogen wir um eine weitere Hausecke, hinüber an den Waldrand, wo eine geräumige Baracke steht. Diese wird im Quartier als Kindertreff genutzt und kann für Familienanlässe gemietet werden, samt Spielplatz, Feuerstelle, Spielsachen und einer modernen Küche. Es kamen gegen fünfzig kleine und grosse Leute. Wir färbten um die 300 Eier. Bei Kuchen, Züpfe, Käse und Früchten wurde geplaudert, gespielt und Kräuter kunstvoll drapiert. Es war, trotz Kälte und Nässe, ein warmer, gemütlicher Tag.

Ostern
Die ganze Blogk-Familie kam zu mir zum Frühstück, mit feinen Broten, wunderbarem Himbeerkuchen mit Pistazien, Käseplatte, Schoggihasen und den bunten Ostereiern. Die Kleinkrähen suchten ihre Nester, die ich so schwierig wie möglich in der Wohnung versteckt hatte. (Hätten meine Töchter meine alten Verstecktricks nicht so ein bisschen an die Kleinen „verraten“, würden diese sicher noch immer suchen: Das Nest, welches ich in die Unterseite eines Sessels befestigt hatte, dasjenige hinter einem Vorhang hochgebunden und das dritte in einem Stapel Hüte versteckt.

Schöne Oster- und Pessachtage!

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… sei 2017, schreibt meine Schwester. Als Letzter stürmt der Dezember durch den Kalender und verabschiedet sich mit bunten Lichtergarben …

Neujahr

… und ohrenbetäubendem Lärm.
Ein paar dumme Buben setzen gegen Mitternacht den Gartenhag der Block-Parterrewohnung in Brand. Feuerwehr und Polizei haben’s nicht weit, trotzdem entkommen die Brandstifter.
In der Regel bügle ich vom 31. auf den 1. einen Berg Wäsche, ich Silvestermuffel.

Ein gutes und erfreuliches neues Jahr!
Une excellente et réjouissante année!
! שנה חדשה שמחה

Lustiger Geselle

Die Weihnachtsguezli kann ich „gsorget“ geben. Die backen die Spezialisten in unserer Familie. Da der Dezember berufsbedingt für Blogks ein hektischer Monat ist, lade ich an den Adventssonntagen zu Zvieri mit Kerzenlicht und Geschichte ein. Nach einem nicht besonders gut geratenen Versuch vor drei Jahren mache ich mich deshalb wieder einmal an einen Zopfteig. Begeistertes Kneten, Werfen, Drücken und Boxen durch die Kleinkrähen ergibt einen optimalen Teig.
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Dezemberkind

(Foto: Driss Manchoube, Bern 1983)

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, liebe zweite Tochter, hier in selbstgestrickter (von mir), violetter Mütze und einem violetten, bestickten Zottelgeissledermantel aus dem Iran. Alles hat prima zusammengepasst, aber der penetrante Ziegengeruch des Mäntelchens war eine Plage. Ich versuchte es zu waschen, aber das war dann sein Ende. Das hübsche Stück landete stocksteif in einem Sammelsack.
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Vor 44 Jahren

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Tochter, hier im Selbstgestrickten (vom Chäsi-Grosi) und mit herzigen Patschhändchen.
Zusammen mit anderen Müttern im Block unternahmen wir damals mit euch Kindern lauter gesunde und lehrreiche Sachen: backen, basteln, töpfern, klettern, bräteln, baden, malen, lesen, verkleiden, weben, zelten, im Wald spielen …
Wir Mütter wollten alle nur das Beste;-)
Im Jahr, als dieses Foto von dir gemacht wurde, gab es unter uns allerdings eine heftige Diskussion über Tomi Ungerers „Biest von Monsieur Racine„. Einige Mütter fanden gewisse Details in den Illustrationen richtig schädlich und bedenklich und sie baten mich, ihren Kindern dieses Buch nicht zu zeigen. Uhren und Schirme im den Köpfen von Akademie-Mitgliedern, der Federhalter in der Nase einer Dame, über welche die Tinte runter tropft, der blutige Fuss im Bündel am Stock eines Wanderers – ein Vorgeschmack dessen, was die heile Kinderwelt noch heftig erschüttern sollte?

Du liebst die Arbeiten von Ungerer bis heute, wanderst auf zwei Füssen über Berg und Tal, trägst deine schöne Uhr am Arm und weisst die Zeit einzuteilen. Aus deiner Feder fliesst Lesenswertes und hast du einmal keinen Schirm dabei, schlüpfst du unterm Regen durch.
Ein gesundes, schönes, freundliches, interessantes neues Lebensjahr!

Foto: Kurt Iseli, Bern 1973

Zum Muttertag am vergangenen Sonntag habe ich nichts geschrieben.
Dabei hatte ich doch schon seit letztem Herbst ein passendes Muttertagsbild parat:

Mutter

Diese Urmutter ist Zentrum des Gartens wurde von ihrer Schöpferin Niki de Saint Phalle während sieben Jahren bewohnt. Der Mutterbauch ist eine Höhle aus Tausenden von glitzernden Spiegelscherben, bunten Figuren, Lampen, Türen, wenigen Möbeln, einem Backofen mit Gebrauchsspuren. Durch die Fenster in den Brüsten schaut man hinaus in die toskanische Landschaft.

Ich lebte und schlief im Inneren der Mutter. Die Kaiserin wurde zum Zentrum des Gartens.“ Niki de Saint Phalle.

Vergangenen September besuchte ich mit Tochter und Enkelkindern diesen Garten an einem toskanischen Hügel. Es war ein milder Herbsttag, an welchem die xtausend Glas- und Keramikplättchen der Figuren in der Sonne schimmerten. In dem etwas abschüssigen Gelände hatte ich mich zu Wanderstöcken überreden lassen.
Anfangs ziemlich missmutig und ungeübt stakste ich über die verschlungenen Wege. Klar wurde ich dabei von sportlichen Rentnerinnen und Rentnern überholt, die dann vor den Skulpturen ihre Notizen und Kunstführer zückten und etwas Kluges dazu zu sagen wussten.

Als ich in den 1980er Jahren ein Eau de Toilette „Niki de Saint Phalle“ geschenkt bekam – nachtblaues Flacon mit den zwei Schlangen auf goldenem Verschluss – hatte ich keine Ahnung, dass die Künstlerin daran war, diesen Garten zu schaffen und ihn u.a. mit den Einnahmen der Parfüms zu finanzieren.
Der Besuch dieses zauberhaften Gartens und die Freude der Kleinkrähen zu sehen, die sich zwischen, auf und in den bunten, glitzernden Skulpturen tummeln, war ein unvergessliches Erlebnis.
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… im vertikalen Dorf.

Familie Hausmeister ist dem Aufruf der Stadt Bern gefolgt und hat im Block einen Neighbours’ Day organisiert. Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Einladungen sahen ziemlich altmodisch aus mit lauter weissen Menschen vor langweiligen sterilen Häusern auf grüner Agglomerationswiese.
Heute früh regnete es in Strömen und Winterjacken waren angesagt. Zusammen mit seinen Helfern stellte der Hausmeister draussen ein Zelt und zwei Grills auf, dazu im geräumigen Hauseingang Esstische, einen Zeichentisch für die Kids, Bänke, Stühle und Matten für die Krabbelkinder.

Zusammen essen

Die kleinen Gaeste

Es gab unglaublich viel zu essen quer durch die Küchen der Welt. Die vietnamesichen Frühlingsrollen, der tamilische Schoggikuchen, das Huhn an scharfer Sauce nach einem ghanesischen Rezept, die kosovarische Pitte, die bernischen Schinkengipfeli und Zitronenmuffins fanden bei mindestens hundert Nachbarinnen und Nachbarn regen Zuspruch. Die Grills waren fest in Männerhand, und auch hier gab es grosszügigen Nachschub. Gefallen haben mir die Gespräche mit den Nachbarn. Bis zu welchem Alter darf man sich mit einer FC Bayern Mütze (Original) im Quartier zeigen? Höchstens bis ins dritte Lebensjahr, sonst sei YB angesagt, witzelte mein Nachbar, der einen Kiosk betreibt. Frau Scherz, Jahrgang 1942, outete sich als lebenslange treue Fanin der Berner. Sie kennt alle Stadien in der Schweiz, war immer mit dem Vater unterwegs zu den Spielen. 17 Jahre alt war sie, als 63’000 Zuschauer zusammengepfercht im Wankdorfstadion das Spiel der Jungen Buben gegen Reims mitverfolgten. War das eine Stimmung – unbeschreiblich – als Geni Meier dieses legendäre Tor schoss! Ein geschichtsträchtiges Spiel – unvergesslich, da waren sich der Mann vom Kiosk und Frau Scherz einig.
Da ich mich für alles interessiere (wenn ich Zeit habe), hörte ich auch Frau und Herrn Egger rechts neben mir gerne zu, als sie mir von ihrem früheren Leben auf dem Land in einem Berner Herrenstock mit wunderbaren alten Parkettböden und einem Bach durch den Garten samt Sprigbrunnen erzählten. Aber nun seien sie froh, im Block zu leben mit Lift und ohne Schwellen.

Die Kinder kümmerten sich nicht ums Wetter. Gespannt warteten sie darauf, dass die Hüpfburg aufgeblasen wurde.

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Der Stern

Heisser Tee für Gäste auf dem Hochhausdach 21. Stock. (Foto vom 22. Dez. 18:43 Uhr)

Bereits am späten Nachmittag schleicht sich an der Hauswand der Nebel hoch. Er verschlingt seelenruhig alle bunten Lichtgarben, -kugeln, -regen und es bleiben nur Knallen, Heulen und Pfeifen. Eigentlich gäbe es für mich in den letzten Stunden des alten Jahres noch eine Menge zu tun, wollte ich fixfertig aufgeräumt ins neue treten, aber ich lasse alles liegen und nehme noch einmal die zahlreichen Weihnachtskarten zur Hand mit den Wünschen, die ich hier weitergebe:

Kraft
Energie
Glücksmomente
Gesundheit
Zeit, um anzuhalten und
vorwärts zu schauen
Zufriedene Füsse
Freundschaft
Hoffnung
Offline mit dem Alltag und
online mit den Lieben um uns
Zeit für Dinge, die dir gut tun und
die du richtig gerne machst
Gelegenheit, um Erinnerungen zu pflegen,
die Gegenwart zu besprechen und in
die Zukunft zu schauen

Une très bonne année 2017

Lauchernalp
Foto (2nd, female) vom 31.12.2016, 17:41

Walliser-Alp – wo sich gerade ein Teil der Blogk-Familie aufhält – 1970 m über Meer nebelfrei

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Baum 16

Ein Baum aus dem Bremgartenwald.

Sie schmecken nach Mandeln und Orangen mit einem Hauch von Kirsch (?), sind schlicht rund, nur kurz gebacken, etwas blass und zergehen einem auf der Zunge – die diesjährige limitierte Weihnachtsguezli-Kreation aus der Backstube von 2nd, male heisst „Macaron Bhumibol„. Am Familientisch erinnern wir uns an die „Fleurs de Kaboul“ von 2005. Seitdem gibt es immer wieder eine neue, auf nur eine Weihnacht limitierte Sorte, die einen Namen zu einer politischen Aktualität des vergangenen Jahres bekommt.
Könige der festlichen Erzeugnisse sind und bleiben die Spitzbuben mit der Geleeüllung aus der eigenen Küche.
Die kleinen Krähen haben gezeichnet und geschrieben, verschenken allen Familienmitgliedern einen äusserst grosszügigen Komplimente-Brief. Nun habe ich es schwarz auf weiss: „Du bist nämlich nicht nur die gescheiteste, sondern auch die schönste, grosszügigste und liebste Grossmutter der Welt. Wir versuchen auch im 2017 das aller Beste. HO HO HO HO HO, fröhliche Weihnachten.“
(Danke, ihr Lieben, auch ich versuche im neuen Jahr das Allerbeste!)
Endlich kann ich eine langjährige Bildungslücke schliessen, denn neben anderen interessanten Büchern besitze ich nun eine feine Ausgabe „Anleitung zum Unglücklichsein“.
Wenn Scheren und Messer nur noch schneiden „wie ne tote Hung biisst“ (wie ein toter Hund beisst), freut man sich über die scharfen Neuen.
Köstlich fanden wir alle die Golf-Nudeln aus der VW-Servicefactory Wolfsburg, Mitbringsel von einem Arbeitseinsatz. (Serviettenhalter mit Mercedes-Logo müssen dann nicht unbedingt sein;-))

Es war wieder ein turbulentes Weihnachtsfest mit ein bisschen überdrehten Kindern und eigentlich müden Erwachsenen, feinem Essen, gutem Wein. 2nd, male spielte auf dem Klavier einige jazzig angehauchte Weihnachtslieder, zu welchen nun auch unser jüngstes Familienmitglied (2nd3rd, female, 13 Monate alt) tanzen wippen konnte.

Pauluskirche

Ehrlich gesagt komme ich mir in dieser Christnacht meinem Quartier gegenüber ein bisschen untreu vor, besuche ich doch den Gottesdienst mit Tochter und Enkelin in einem anderen Stadtteil. Der Grund: zwei Familienmitglieder singen im Weihnachtschor.
Am Eingang verteilt der Sigrist den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern eine Kerze. An der prächtigen Weihnachtstanne glitzern Sterne und Kugeln mit den Orgelpfeifen (2300 Stück!) um die Wette. Die Glocken läuten. Der Chor, geführt von einem jungen Dirigenten, jubiliert In Dulci Jubilo. (Muss meine Tochter, ehemalige Flamencotänzerin, daran hindern zu klatschen und Olé zu rufen).
Der Pfarrer streicht sich nun auf diskret schwarzem Tablet durchs Gebet und dann durch die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, Kp. 2. Wie viele Jahre ist es her, seit ich diese wieder einmal erzählt bekomme? Sehr feierlich – ich kann sie immer noch auswendig von „Es begab sich aber zu der Zeit…“ bis „… wie denn zu ihnen gesagt war.“

In flottem Tempo und mit freudigem Elan nimmt der Dirigent die Gemeinde mit auf die Fahrt durch die alten Weihnachtslieder Ros‘ entsprungen, Ehre-sei-Gott- in- der- Höhe-Kanon – klingt voll und rein, Stille Nacht und Oh du fröhliche ebenso. Kein Wunder, hier singen viele Lehrerinnen und Lehrer, Leute, die ein Instrument spielen, Mitglieder von Orchestern. Sie kennen die Lieder auswendig.
Der Sigerist zündet die Kerze an und gibt das Feuer weiter. Dieses Licht vom Nachbarn nehmen passt mir weit besser als das „U-itz-gäbe-me-alli-enand-d’Hand“ – nur peinlich.
Noch ein Himmelhoch vom Chor, dann die Fürbitte und die Kollekte für palästinensische Frauen und ihre Kinder und die Flüchtlinge in Bern. Dann Segen ohne Tablet. Der junge Organist lässt es fröhlich durch alle 2300 Pfeifen brausen. Gesittet rückt man dem Ausgang zu. Als ich meinen Batzen in den Opferstock fallen lasse, gibt es kein Geräusch, die Blechpinte ist bis obenhin voll mit Noten.
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