Hausberg mit Wolken

(Samstagmorgen aus meinem Fenster: Gurten und Ulmizberg unter Wolken, 09:26)

Die Schule am Samstagvormittag gefiel mir immer besonders gut. Da gab es die Samstags-Geschichten. Die Lehrerin setzte sich auf ihr Pult, legte das Buch auf dem Schoss und las uns vor. Die Klasse, meist über vierzig Kinder, war mucksmäuschenstill. Wir alle hätten Enrico gerne zum Freund gehabt und auch seinen Vater, den Bauarbeiter aus Italien zu uns eingeladen. In der Geschichte war es für Vater und Sohn nicht leicht, in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. So erging es uns auch mit Christeli, Theresli, Vreneli, den sechs Kummerbuben von Elisabeth Müller.
Zu meiner Freude ging das samstägliche Vorlesen auch in der Sekundarschule weiter. Herr Blaser, ein langer, magerer Mann meist in zu weitem, grünlichen Tweedanzug, las uns Tom Sawäjer vor. Auch die Namen in Kiplings Meistererzählungen hat Herr Blaser „deutsch“ ausgesprochen, was ich erst Jahre später, als ich diesen Autoren wieder begegnete, feststellte.

Die Samstagsschule gibt es nicht mehr (seit den 80er Jahren?), vorgelesen wird nur noch selten. Meine Enkelkinder erzählen jedenfalls nie davon.

Aus dem 16. Stock

Heute Morgen, als ich vom 16. Stock auf die Reihenhaussiedlung hinunter blickte, kam mir eine meiner ersten Samstagsgeschichten in den Sinn. Fräulein Schneider las sie uns vor. Wir durften aus Plastilin zwei kleine Holzschühchen kneten und ins Schreibheft AKKA schreiben.

Als Kind litt ich andauernden an Büchermangel. Die Samstagsgeschichten bleiben unvergessen. Um sie herum habe ich inzwischen unzählige Geschichten gelegt, und dieser Ring wird immer breiter.
Danke allen, die mir immer Schönstes und Spannendstes schenken!!