-Baum besorgen
-Restliche Geschenke kaufen
-Haare schneiden
-Kolleginnen zum Kaffee einladen
-Päckli knutselieren
-Karten an Bekannte ohne Mail
-Zeitungen lesen, bündeln
-Kühlschrank abtauen, Wäsche erl.
-Kehrichtmarken!

Sonntag, 19. Dezember:
Es regnet, und ich wate mit den Kindern durch den Matsch auf der Bundesgasse. Der nasse Schnee drückt auf die Äste der Tannenbäume. Handelseinig werden wir mit Herrn K. aus Steffisburg, der uns eine prächtige Weisstanne verkauft. Ihre Herkunft kann man nur bis nach Langnau zurück verfolgen. Möglich ist es aber, dass sie aus Dänemark … aj, aj, aj!
Herr K. ist begeisterter VW-Fahrer, möchte sein Wägelchen mit Diesel-Motor nicht mehr hergeben, braucht keinen Stern auf der Motorhaube. Wartet darauf, dass er seine Steffisburger-Bäume in einem zukünftigen Dezember verkaufen kann. Vorläufig sind diese noch „Zwärge“.
Völlig durchnässt bringen wir den 2 Meter hohen Baum heim in den 13. Stock.
Wie jedes Jahr ist er der Schönste vom ganzen Markt.

Montag, 20. Dezember:
Ich mache mich zeitig auf, um die letzten Geschenke zu kaufen. In einigen Familien verzichtet man (mehr oder weniger erfolgreich) auf Geschenke, weil man ja eigentlich alles hat. Statt dessen kann man spenden wos gerade nötig … In anderen Familien beschenkt man nur die Kinder.
Bei uns, der weihnächtlichen Grossfamilie, türmen sich die Pakete weit ins Wohnzimmer hinaus, haben kaum Platz unter dem Baum. Das Auspacken dauert die halbe Nacht, wird ein bisschen chaotisch, besonders, wenn die 2. Garnitur Kerzen herunter gebrannt ist. Mir fehlt nur noch das Geschenk für C., den Freund meiner Nichte. Ich habe keine Ahnung von DVDs und wende mich, da ich nicht fündig werden kann, an den jungen Verkäufer mit Bärtchen. „Herr der Ringe III- unmöglich, in Bern total ausverkauft,“ bestätigt er meine Befürchtungen. O je!
„Hier habe ich noch ein Spezialangebot mit Burg“, meint er. Ich weiss nicht so recht, ob ich einem Erwachsenen eine DVD mit silberner Plastikburg schenken soll. „Doch, doch, wenns ein wirklicher Fan ist, freut er sich auch an der Burg. Man kann diese öffnen und zum Beispiel Salznüsschen reintun.“ “ Sie sind ein guter Verkäufer. Ich nehms.“ „Soll ichs Ihnen als Geschenk einpacken?“ Der junge Mann verschwindet für 20 Minuten hinter einer Tür, kommt dann strahlend mit einem schiefen Paket wieder, auf welchem zwei grosse Schleifen prangen. Das Papier ist ein bisschen zerknittert und wirft besonders an den Kanten einige Falten. Ich bin gerührt und danke herzlich für so viel Mühe im Weihnachtstrubel. Der Verkäufer lächelt etwas schüchtern. Nun kommt mir das Gesicht bekannt vor. „Entschuldigung, waren Sie einmal bei mir im Hort?“ frage ich ihn. „Ja, und auch in der Bibliothek, habe immer Bücher geholt.“ Wunderbar! Noch einer, aus dem etwas geworden ist.

Dienstag, 21. Dezember:
Nachdem der Coiffeursalon in unserer Ladenstrasse lange Zeit gar nicht mehr recht lief und auch das zusätzliche Angebot an üppigen Hochzeitskleidern die Kundschaft im wahrsten Sinne des Wortes nicht anzog, übernahm Nina den Laden. Ihre Stammkundschaft aus dem chicen Quartier am Fusse des Hausbergs folgte ihr, vielleicht etwas verwundert, in den Westen von Bern. Seit heute bin ich dort neue und zufriedene Kundin. Nicht nur der Espresso, auch die Frisuren sind 1a und „preislich“, wie mein Vater sagen würde. Verstellbare Sessel, auf welchen man zwischen Waschen, Schneiden und Fönen hinauf- und hinunter gefahren wird, gibt es nicht. Der vergebliche Versuch, sich leicht zu machen, damit sich die zierlichen Coiffeusen nicht in Schweiss treten müssen, fällt weg. Sehr angenehm. Dieser Salon mit Spiegeln, die keine Wände sind ist ein wahrer Geheimtipp.

Mittwoch, 22. Dezember
Eine gute Bekannte von mir, allein erziehende Mutter, hat für eine Reise nach Ägypten gespart. Sie will Weihnachten nicht in der Schweiz verbringen, möchte keine Tannenbäume sehen. Diese Heilige Zeit erinnert sie zu sehr an früheren Familien- und Ehestreit. Das Arrangement am warmen Meer im Hotel unter Palmen war günstig. Zwar gab es dort vor einigen Wochen einen schrecklichen Terroranschlag, aber wir sind ja heute nirgends mehr sicher!?

Donnerstag, 23. Dezember: einziger blokgkonzeptwidriger Nachtrag!
In frisch gestrichene Lifttüren werden, je nach Eingang, sofort unzähligen Mitteilungen jeglicher Art eingekratzt. Wahrscheinlich nachts, denn ich habe noch nie jemanden mit Messer oder Schlüssel hantieren sehen. So weiss ich auch nicht, wer in meinem Hauseingang „Davidstern = Hakenkreuz“ eingeritzt hat. Es muss sich um eine erwachsene Person handeln, denn es stand vor einigen Wochen ganz oben an der Lifttüre geschrieben. Ich holte Farbe und übermalte das Ganze mit einer Frau und einem Mann, die zwischen sich ein Kind an der Hand führen. Unterdessen war der Maler im Haus und strich mit dem passenden Gelb darüber. Seit einiger Zeit steht, wieder am obersten Rand der Türe, „Down, down Israel. YES“ Der Maler wirds im neuen Jahr wieder überstreichen. Wer von meinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern „schreibt“ so etwas?