Sie fällt ganz locker zu Boden und hätte eigentlich auf dem regennassen Asphalt liegen bleiben mögen. Ein Mitarbeiter von Bernmobil fasst sie am Arm und hilft ihr auf die wackeligen Beine. „Gehts? Sind Sie verletzt? Haben Sie Schmerzen? Möchten Sie sich setzen?“ Die Frau dankt dem Mann in der orangen Jacke, schüttelt ihren linken Arm, dann auch den rechten, an welchem eine schwere Tasche hängt. Sie geht über den Platz, biegt ab in die Gasse und steigt, noch ein bisschen unsicher, die Treppe zu ihrem Büro hinauf. Dort sortiert sie die liegen gebliebene Arbeit der vergangenen Woche nach Prioritäten. Sie startet den Computer. Während sich die Programme entpacken, packt sie ihrerseits die Geranien und trägt diese in den Keller des Wirts.
Ihr scheint, als sei sie Jahre weg gewesen und sie ist erstaunt, dass ihr die Arbeit so leicht von der Hand geht.
Den Abend verbringt sie mit Freunden in einem schummrig beleuchteten Ristorante. Ein Kaminfeuer brennt, welches wie in alten Zeiten nur vorne wärmt und den Rücken kalt lässt. Die Kellnerin weist den Weg zum Tisch und warnt: „Achtung, Stufen, es sind vier!“ Zum Glück, denn in dieser Finsternuss wäre die Frau ohne Warnung bestimmt die Stufen hinunter ins historische Kutschenremise gefallen.
Nun wird ein schöner Wein geöffnet. Bis die Seezunge auf dem Lauchbett serviert wird, erzählt ihr ein Freund den Film von der ägyptischen Polizeikappelle, die unfreiwillig in einem israelischen Kaff strandet – Bikur hatizmoret – wunderbar!
Sie trinkt noch ein Glas Wein und wartet darauf, dass Zorro sich endlich am Kronleuchter durch den Saal schwingt und mit dem Degen den venezianischen Vorhang oder die Ölgemälde – ZZZZ – aufschlitzt.
Endlich ist auch die Seezunge auf ihrem Bett und in Begleitung von Ofenkartöffelchen da – vorne warm und hinten kalt.
Gegen Mitternacht begleiten fürsorgliche Freunde sie ein Stück im Bus. In einer scharfen Kurve rutscht sie vom Sitz zu Boden – ganz locker – und könnte dort einschlafen. Das erlauben die Begleiter nicht. Sie muss sich wieder hinsetzen und am Griff, der in der Buswand eingelassen ist, festhalten.
„Leat, leat“, ermahnt sie sich auf dem Heimweg durch den düsteren Tunnel hin zu ihrem Block, den israelischen Film noch im Kopf.
Zu Hause angekommen, packt sie die Tasche aus und weiss, das Leben geht weiter, denn wozu hätte sie sonst die 13 Paar schwarzen Strümpfe und die drei neuen Bücher gekauft?