Juni 2010


Sie haben alles für Ihren Körper getan: Jogging, Yoga, Schwimmen, Gymnastik. Ihr Gesicht haben Sie vergessen! Dabei gibt es von der Unterseite der Augen bis zur Unterseite des Halses nicht minder als dreissig Muskeln vor Erschlaffung zu bewahren. Kein Problem mit Facial-Flex Ultra

Ultrastark raucht

Mit 2 Sitzungen von 2 Minuten pro Tag 2 bis 4 Monate lang wird das Gesicht gefestigt und gestärkt, die Gesichtszüge werden fester und klarer (Werbung aus „Sun Store for me“)

Ich habe beschlossen, bei „vorher“ zu bleiben und mich, wie schon seit Jahren, auf sechs Kleidungsstücke (mehrfach vorhanden, ohne Jacken, Mäntel, Unterwäsche und Schuhe) zu beschränken. Laut Zeitungsbericht soll dieses „Six items or less“ im Moment ja gerade „in“ sein, und das erst noch bei berühmten Leuten aus der Modebranche.

Sie huschen leichtfüssig über Gartenwege, verschwinden zwischen fetten Stängeln, wuchten mächtige Broccoliköpfe aus Stauden, braten Spanferkel und Lämmer, spielen schwermütige Weisen auf Handorgeln, hämmern und graben, bohren auch ab und zu wie die Merliger von Merligen (im Ausland: Schildbürger von Schilda), philosophieren unter schattigen Weinranken, versuchen vehement, aber vergeblich, ihre eigenen Familiengarten-Regeln durch zu bringen, sinnieren über das, was vorbei ist und hoffen, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist – nämlich gut. Zwar ein bisschen schlechter als früher, aber was will man? Es ist, wie es ist: eben beinahe gut.
Wenns blitzt und donnert über dem Familiengarten Bottigenmoos und der Regen in diese üppigen Parzellen prasselt, dann ist es so richtig gemütlich. Man jasst, rüstet Bohnen für den Winter, hisst mit Elégance mit einem selbstkonstruierten Haken Bierflaschen aus dem im kühlen Boden eingelassenen Kehrichteimer, trauert über zu Ende gegangene Beziehungen, blickt auch gefasst dem Tod entgegen und lässt sich immer wieder trösten vom Garten, der „einem wie ein weicher Mantel umarmt.“
Zusammen gehalten wird das wundersame, multikulturelle Völkchen von zwei Dingen: dem Vereinspräsidenten, einem Italiener, welcher auch beim Giessen die Kravatte nicht auszieht und dem Garten-Eden-Berndeutsch, welches sich sehr weit vom Emanuel Friedlischen entfernt hat und von allen Willigen verstanden wird.
Nach „Pizza Bethlehem“ ist dies ein weiterer berührender Film über Menschen aus Berns Westen. Gedreht hat ihn einer der Gärtner.

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Velosattelpellerine
Im Hirschengraben

Wie im November hängt heute der Nebel in den Bäumen. Den Fahrrädern werden in aller Frühe kecke Sattelpellerinen übergestülpt. Bei dieser Werbeaktion bleiben immerhin 30’000 Füdlibacken trocken.
Um mich bei solchem Schneckenwetter (und nach dem unsäglich leiden Spiel der Bleus) etwas aufzumuntern, schenkte mir unsere Buchbinderin einen orange-gelben Notizblock in Form einer Wendeltreppe.

Stelleninserat
(Stelleninserat in einer der beiden bernischen Zeitungen)

Sonnenklar, was hier gesucht wird: eine Lehrerin für Englisch und Französisch. Ich rate den Bewerberinnen, vor Vertragsabschluss mit der Sprachschule das Kleingedruckte zu lesen und die Augen nach weiteren Sparmassnahmen in der Institution offen zu halten.
In den Coop-Filialen ist die Lupe am Einkaufswagen montiert.
Ich erwarte mit der ersten Zeitungs-Nummer im Januar eine Lupe. Aber bitte nicht so satt eingeschweisst, dass sie weder mit den Zähnen noch mit dem Fleischmesser oder dem Schraubenzeiher aus der Verpackung operiert werden kann.

Meine Eltern halfen, wo sie nur konnten, dabei waren ihre Mittel als Kleinpächter äusserts begrenzt. Trotzdem gabs bei einigen Hilfsaktionen böses Dörflerblut. Als meine Mutter für ein Schulklavier weibelte, damit die Lehrerin den Gesang der Bauernkinder begleiten konnte, waren alle dagegen. Ein kleines Nest wie Multigen brauche so etwas nicht. Mutter schrieb nach getaner Feldarbeit einige Briefe, und als der (im Dorf verhasste) Orange Riese eine grosszügige Spende tat, wurde das Klavier gekauft. Die Eltern scheuten sich nie, wenn nötig auch „fremden“ Kindern Vater und Mutter zu sein und liebten diese wie die „Iigete“ (Eigenen). Helfen war nicht nur helfen, sondern „z’Wäg helfen“, so dass jemand schliesslich aus eigener Kraft den Weg finden konnte.
Die Sonntagsschule hätte mir als Kind nicht zugesagt, wäre uns am Schluss nicht das Negerlein vor die Nase gehalten worden. In seinem weissen Hemdchen kniete es auf der grünen Missionskasse. Wir Kinder warfen dann unser Zwänzgi (ich wenn möglich 2 Zähni) hinein, worauf das Negerlein nickte (bei mir zweimal). Allerdings war das meine erste und letzte Spende an „die Mission“. Ich sagte entschieden „Nein“, als mich eine Frau Pfarrer in die Nähgruppe bat, welche für die nackten Heiden Umhänge aus ausgedienten Leintüchern schneiderte.
Bei den möglichsten und unmöglichsten Sachen habe ich in meinem Leben geholfen, wenn auch nur im Kleinen, Lokalen, manchmal mit, aber auch ohne Erfolg. Bei der Fremdenpolizei machte ich mich verdächtig, weil mein Name als Referenz bei der Einbürgerung von jungen Ausländerinnen und Ausländern oft auftauchte. Bei den Personalsitzungen der regionalen Volksbibliothek wurde ich namentlich angehalten, die Mahngebühren „gerecht“ einzuziehen und sie den armen Familien keinesfalls zu erlassen.
Heute ist mir das Helfen ein bisschen vergangen. Ich kaufe ab und zu noch eine „Surprise“ oder sammle den Abfall vor der Eingangstüre auf. Als letzhin die junge Bettlerin mit den Wanderschuhen am Bahnhofplatz weinend an mir vorbei ging, ohne nach Geld zu fragen, tat ich nichts.

Afrka 10

Bis vor einigen Tagen habe ich meine Paniniliste immer von Hand geführt, auf einem Hüseliblatt, welches durch Falten und Enfalten bald recht mitgenommen aussah. Ein Excel-Freak (und Fussballverächter) riet mir zu einer Tabelle. Er unterlegte mit Farbe, sortierte, knuzelierte eine Formel zur tubelisicheren Verwaltung der 637+20 Bildli. Bis gestern hatten sich nur wenige in meinem Betrieb als Panini-Sammlerinnen und Panini-Sammler geoutet. Dann aber verkündete die interne Buschtrommel, dass ich „meine“ immer dabei hätte und schwups, ging Mail um Mail ein. Dank der neuen Liste kein Problem. Natürlich sammelt fast niemand für sich selber, sondern für die Söhne und Töchter;-)
Trotz reicher Ausbeute auf dem Pausenplatz, im Büro und bei allerlei Veranstaltungen bin ich noch nicht „ganz voll“. Brasilien Wappen fehlt noch. Aber mein Vorgesetzter macht morgen einen Besuch bei seiner Familie in der Ostschweiz. Dort gebe es noch eine Quelle, und dank aktualisierter Tabelle wird er diese für mich anzapfen.
Übrigens: Die Direktion meiner Institution hat das traditionelle Wettbüro (Einsatz Fr. 5.-) wieder erlaubt. Achzig Leute haben auf ihren Favoriten gewettet, der oft der gleiche geblieben ist wie vor vier, acht, zwölf, sechzehn Jahren.