Ich bin 2005 daheim ausgezogen und mit meiner Freundin und heutigen Frau zusammengezogen. Gegen den Willen meines Vaters und meines grossen Bruders. Deshalb wurde ich von der Familie ausgestossen. Wir wohnen alle immer noch im selben Block, aber meine Mutter besucht mich nur heimlich.

2006 ist bei mir viel passiert. Ich habe in meinem Block die Hauswartsstelle bekommen, im März geheiratet und im August wurde mein erstes Kind, meine Tochter, geboren.

Seither war ich zweimal mit meiner Familie im Kosovo. Und ich telefoniere häufig mit meiner Cousine und deren Familie. Mein Onkel war mir in meiner Kindheit wie ein Vater. Wenn ich weiss, dass etwas los ist, jemand krank ist oder jemand Geburtstag hat, dann rufe ich auch mal zweimal pro Woche an. Meine Verwandten haben sehr Freude an meiner Tochter, mehr als meine eigenen Eltern. Die Besuche sind für mich jetzt noch wichtiger geworden, seit meine Eltern mich nicht einmal mehr grüssen.

Ausser mit ihnen habe ich hier täglich guten Kontakt mit Menschen aus dem Kosovo. In unserem Block wohnen ja einige aus Kosovo und auch mein Kollegenkreis kommt aus meiner „Clique-Zeit“. Als ich in meiner Ausbildung etwas Geld hatte, sind wir auch oft zu Ümüd nach Bümpliz gefahren und haben etwas gegessen und viel gelacht. Ich kenne die Lokale, wo sich Kosovoalbaner treffen, die ihre Frauen und Kinder alleine lassen, nicht. Ich habe mich nie für Lokale interessiert, in denen Männer sich besaufen. Wir trafen uns daheim, in der Stadt, im McDonald’s Köniz oder im Heim & Hobby Bethlehem und machen das heute noch so.

Ich bin immer gern in Kontakt mit Menschen und ich arbeite einfach gern. Ich putze auch gerne, denn ich habe es gerne sauber! Ich übernehme gerne Verantwortung und freue mich, dass die Leute mir vertrauen. Schon als Kind habe ich die Schlüssel zu den Kindertreffs bekommen oder ältere Damen haben mir ihre Schlüssel gegeben, damit ich ihnen etwas erledigen konnte. Viele haben mich dafür bewundert, dass ich nie irgendwo etwas mitgenommen habe, obwohl ich so arm war und überhaupt nichts hatte. Bei den Früchten, die die Leute einfach nicht abgelesen haben und verfaulen haben lassen, da konnte ich allerdings nicht immer widerstehen, da habe ich immer genommen. Ich kenne noch heute jeden Baum im Quartier.

Aber beschimpft wurde ich in meinem Leben viel. Zuerst war es „Jugo“, dann „Scheiss-Albaner“, dann „Scheiss-Kosovo-Albaner“, heute „Papiirli-Schwiizer“. So wuchs auch mein eigener Hass auf die Schweizer. Als Bub ging es noch, doch je älter ich wurde, desto schwieriger wurde es auch mit dem Kontakt mit Frauen. Sie waren sehr misstrauisch, ihnen wurde von Albanern abgeraten oder es wurde ihnen sogar verboten, sie kennen zu lernen. Doch ich hatte trotzdem immer mal wieder eine Schweizer Freundin.

Seit ich mit meiner Frau zusammen bin, sehe ich, dass auf allen Seiten Fehler gemacht werden. Aber vor allem sehe ich jetzt die Fehler der Albaner.

Zum Beispiel kenne ich sehr wenige Albaner, die im Leben etwas Neues kennen lernen möchten. Sie wollen genau dort bleiben, wo sie sind und genau so bleiben, wie sie sind. Wenn man das Leben anders führt, als die anderen Albaner erwarten, so wie ich das mache, wird das nicht von allen akzeptiert. Meine Eltern akzeptieren meine Frau nicht. Fertig. Es gibt viele andere Albaner, die nichts Schlechtes über mich und meine Frau sagen oder es sogar gut finden, was ich mache und dass ich selbständig bin und selber entscheide.

Aber ihren eigenen Kindern würden sie es nie erlauben.