Seitdem die Leute unregelmässig arbeiten und ebenso schlafen, dürfe das Dreiklanghorn der Postautos nur noch in besonderen Fällen betätigt werden. In den neueren Wagen, die hauptsächlich in Stadtnähe eingesetzt werden, sei gar kein solches eingebaut.
Der Chauffeur des Kurses Köniz-Riggisberg empfiehlt mir deshalb, einmal die Bergstrecke auf den Gurnigel mit zu fahren. Da könne er dann das Horn in jeder Kurve erklingen lassen, übrigens nach Rossinis „Wilhelm Tell“. Gerade dieser Wagen besässe ein besonders schönes Horn. Allerdings habe es so seine Tücken. Es werde viel zu selten betätigt, die Membrane sei oft starken Temperaturschwankungen ausgesetzt und mehr als ein Gequitsche sei nicht heraus zu bekommen. Eine solche Hornerei, etwa vor Schulklassen oder Touristen, könne im schlimmsten Falle zu einem richtigen „Plämu“, zu einer Blamage für den Fahrer werden. Er verstehe ja nicht viel von Musik, sei nicht fähig, berühmte Kirchengeläute voneinander zu unterscheiden, aber so ein Posthorn müsse eben wohlklingen, wie das gute Geläute einer Kuhherde.
Wir fahren Richtung Oberbalm. Die Hühner scharren und flattern wieder im Freien, und vom Strassenrand, wo das Gras nicht Stein und Bein gefrieren kann, fliehen einige Rehe in langen Sprüngen dem Waldrand zu.

Zum 100. Geburtstag gratuliere ich dem Postauto Schweiz herzlich!